TA-SERIE (14): Zum 50. Jahrestag der Befreiung
FOLGE 14: Es ist im Rahmen dieser Dokumentation nicht möglich, auf alle Einzelheiten einzugehen. Aber ausklammern kann man auch nicht die Gefahr, die für die Zivilbevölkerung ausging durch das im Bau befindliche Konzentrationslager im Wald zwischen Elgersburg und Geraberg, das dem Euthanasieprogramm von Prof. Blome zugeordnet war. Auf dem Ilmenauer Gabelbach war nicht nur der holländische Ministerpräsident Coljin interniert, hier befand sich auch in den letzten Kriegsjahren ein unter Leitung von Staatssekretär Reinhardt stehender Stab das Reichsfinanzministeriums. Reinhardt, wie auch der zeitweise für den deutschen Festungsbau zuständige General Förster waren Ilmenauer. Sie bewegten so manches für ihren Heimatstadt, so auch den Bau der Festhalle, der innerhalb von acht Monaten stand und das zu einer Zeit, da Sauckels Gauform in Weimar sich noch in der Planungsphase befand. Als die 3. amerikanische Armee, speziell die 87. und 89. Division, mit dem Befehl, Arnstadt zu nehmen, vorrückten, da wurden weitere Koffer in aller Eile gepackt. So im Stab des OKH, der schon seit August 1943 in der Prinz-Eugen-Kaserne Rudolstadt untergebracht war (Chef H. Rüst. u. BdE), dem Abwicklungs- und Betreuungsstab der 6. Armee und der Heeresgruppe Afrika, gleichfalls in Rudolstadt, in der nach Saalfeld ausgelagerten Heeresplankammer und dem Kriegskartenhauptamt. Letzteres wurde von Oberst Grobler geführt. Hinzu kam in Saalfeld die zum OKW gehörende Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegsverluste und Kriegsgefangene, eine Zweigstelle davon befand sich außerdem in Meiningen. Hier die weitere Auflistung von Stäben und ihren Standorten: Reichsdentistenführer, SA-Oberführer Blumenstein in Geschwenda, Nachrichteneinheit z.b.V. der Ordnungspolizei Inspektion N, Berlin in Geschwenda, SS-Nachrichteneinheit und Führungsstab der SS 500 in Stadtilm, Stab der Seestreitkräfte Nordsee in Rudolstadt, für kurze Zeit der Befehlsstand von Generalfeldmarschall Kesselring bei Crawinkel und im Schloß Reinhardtsbrunn bei Friedrichroda. Um den 9. und 10. April war das Schicksal unserer Region besiegelt. Sowohl bei Arnstadt (auf dem Eichsfeld) als auch im Raum Ilmenau stellten sich starke Verbände zum Kampf. Während in der Ilmenauer „Tanne“, damals Lazarett, noch über die Kapitulation verhandelt wurde, hatten Flugzeuge zwei große Kreise mit Kondensstreifen über Ilmenau gezogen. Sie markierten das Abwurfgebiet der Bomber, falls es zu keiner Einigung gekommen wäre. Als Ilmenau kampflos übergeben wurde, zogen die Flugzeuge Kreuze durch die Kreise.
G. REMDT
Die Artikelserie von Gerhard Remdt, bestehend aus 21 Folgen zum 50. Jahrestag der Befreiung, erschien 1995 in der Thüringer Allgemeinen. Datum bisher nicht genau ermittelbar.