von Klaus Reinhold – Chronik Arnstadt (704 – 2000) Teil III
Höhepunkte der Stadtgeschichte und sonderbare Begebenheiten
Abschnitt: Kurzer Abriß der Kämpfe der 7.deutschen Armee im Raum Ilmenau – Arnstadt – Stadtilm, Seite 216
April 1945
Um den 1. April 1945 hatte sich die 3. US- Armee unter General Patton zu einem Blitzvorstoß in den Raum Gotha – Ohrdruf – Erfurt – Weimar formiert. Am 3. April ließ der Stab des 12. US – Armeekorps die 3. US – Armee zunächst auf der Linie Meiningen – Suhl – Ohrdruf – Gotha – Langensalza – Mühlhausen anhalten, dann aber rasch weiter vorgehen. Vor den vordrängenden US – Divisionen zogen sich die Restverbände des XII. Armeekorps des General der Artillerie Osterkamp und des LXXXV. Armeekorps unter General der Panzertruppen Freiherr von Lüttwitz kämpfend über den Thüringer Wald, entlang der Autobahn Eisenach – Gotha und südlich des Thüringer Waldes zurück. Die beiden Korps gehörten zur 7. Armee des Generalleutnant von Obstfelder, welche der Heeresgruppe G des Generals der Infanterie Friedrich Schulz unterstellt war.
Am 04.4.1945 nahmen Einheiten der 4. US -Panzerdivision, welche auf der Autobahn an Eisenach 761 vorbei auf Gotha vorgestoßen waren, mit einer Schwenkbewegung nach Süden Ohrdruf. Am 05.4. griffen sie weiter nach Westen auf Arnstadt an und hielten an. Die Kampfgruppe Schrötter, welche am 04.4. dem XII. Armeekorps unterstellt wurde und sich am rechten Flügel des Korps bewegte, zog sich aus dem Raum Oberhof – Schmiedefeld in Richtung Arnstadt – Ilmenau zurück. Generalleutnant Schrötter versuchte mit diesen Kräften eine Hauptkampflinie auf der Linie Arnstadt – Ilmenau – Gehren zu bilden. Am 07.4. lebte die Gefechtstätigkeit vor der Front der Kampfgruppe auf. Am 08.4. brachen die US -Truppen mit starken Panzer- und Infanteriekräften aus dem Thüringer Wald heraus auf Arnstadt und erzwangen die Räumung der Hauptkampflinie. Es gelang jedoch dem Feind das Heraustreten in die Ebene und die Wegnahme von Ilmenau, Langewiesen und Gehren zu verwehren. Die Ortschaften im Raum und die Brücken über die Ilm lagen unter schwerem US – Artilleriefeuer. Erste US-Panzer tauchten am Südostausgang von Roda, nordöstlich von Ilmenau, auf. Den zurückgehenden Truppen folgten zögernd Einheiten der 87.US-Infanterie-Division zwischen Stutzhaus und Oberhof und der 90.US-Infanterie-Division aus dem Raum Georgenthal – Finsterbergen – Gräfenhain sowie rechts der 90.US-Infanterie-Division im Raum Schmiedefeld Einheiten der 26.US-Infanterie-Division. Die Kampfgruppe Schrötter wich unter Zurücknahme der Hauptkampflinie auf die Linie hart südöstlich und ostwärts der Straße Stadtilm – Pennewitz aus. Die rechte Grenze zur 11.Panzer-Division verlief von Ilmenau bis einschließlich Stadtilm. Und links zur Division von Berg entlang des Schwarza-Tales. Die Bataillonsstärke betrug zu dieser Zeit nur noch ca. 400 Waffenträger und 500 – 700 Mann Volkssturm ohne schwere Waffen. Der Gegner folgte zögernd in Kompanie- und Zugstärke. Am 10.4. nahmen Einheiten der 89. US – Infanterie-Divison Arnstadt. Unter schwerem Artilleriefeuer der amerikanischen Truppen lagen Cottendorf, Gräfinau, Pennewitz, Gehren, Herschdorf, Willmersdorf und Friedersdorf.
Der 11. Panzer-Division des LXXXV. Armeekorps, welche sich am linken Flügel des Korps kämpfend aus dem Raum Friedrichroda – Tambach – Gräfenhain – Georgenthal zurückzog, gelang es noch einmal am 09.4. eine Sicherungslinie auf der Ostkuppe des Thüringer Waldes am Waldrand westlich der Linie Crawinkel – Geschwenda – Ilmenau aufzubauen, wobei sie in Ilmenau sogar Anschluß an den linken Nachbarn, die Kampfgruppe Schrötter des XII. Armeekorps fand. Diese wurde dem LXXXV. Armeekorps unterstellt. Die 11.Panzer-Division bildete in der Gegend südlich Arnstadt aus Trossen und Feldersatz das Panzer-Grenadier-Regiment 111 neu. Am 10.4. wurde die Gefahr immer deutlicher, daß die 4.US -Panzer-Division, die auf der Autobahn vorstieß, ihren Südflügel offensiv sicherte. US- Truppen griffen am Morgen in breiter Front an: Die 89. US-Infanterie-Division auf Rudisleben – Arnstadt – östlich Espenfeld und die 90.US-Infanterie-Division erreichte Ilmenau und Neustadt. Die 11.Panzer-Division ging auf vorbereitete Stellungen mit Front Nordwest und West in Linie westlich Kranichfeld – ostwärts Marlishausen – Stadtilm und südlich zurück. Hier wurde der Gegner zur Umgruppierung gezwungen und verlor Panzer durch eigene Kampfwagen, Minen und Artillerie. Am 11.4. rückte die 90.US-Infanterie-Division des XII. US-Korps rasch auf dem linken Flügel des Korps vor, wo der organisierte Widerstand zusammenbrach, stieß auf Langewiesen, Gehren und Großbreitenbach. Aufklärungseinheiten stießen über Königsee hindurch vor. Die 87. US-Infanterie-Division rückte schnell vor, Stadtilm auf der Linken und Bad Blankenburg auf der Rechten. Die 11.Panzer-Division verlor bis Mittag die Linie beiderseits Stadtilm – Königsee und Oberweißbach und hielt danach die Linie Elleben – Westrand Wald ostwärts Osthausen – Westrand Wald südlich Ellichleben – Höhenrücken ostwärts Stadtilm. Vorwärts Rudolstadt standen noch eigene Sicherungen, die das Saale-Tal halten konnten. Am 12.4. begann das Absetzen über den Saale – Abschnitt.
Die nachstoßenden US-Divisionen gewannen praktisch ohne Widerstand Boden.