Leserpost: Jonastal keine Gewissensfrage
Gewissensfragen sind Fragen, in denen zwei oder mehrere gleich gute Lösungen zur Entscheidung anstehen. Ist pro oder contra Verkehrsführung durch das Jonastal eine Gewissensfrage?
Als Argument wurde angeführt, dass man etwas für den Naturschutz im Jonastal tun müsse. Dabei ignoriert man völlig, dass durch einen Neubau der Trasse über Espenfeld – Gossel in massivstem Maße in eine ökologisch äußerst sensible Landschaft eingegriffen wird, die unter anderem das Totalreservat Gottesholz beinhaltet. Aus Gründen des Naturschutzes ist es auch äußerst verwunderlich, dass jetzt eine Verbreiterung der Straße ins Gespräch gebracht wird.. Warum brauchen wir eigentlich eine breitere Straße? Die Straße durch das Jonastal ist derzeit von regionaler Bedeutung und sollte es zukünftig auch bleiben. Auch das Kostenargument ist wenig stichhaltig, denn zu den Neubaukosten kämen die nicht unerheblichen Kosten einer Renaturierung des Jonastales. Im übrigen benötigen Radfahrer ebenfalls Brücken.
Einen Anachronismus stellt auch die Verlegung einer vorhandenen Ortsumgehung in Wohngebiete dar. Während in anderen Gemeinden weiträumige Ortsumgehungsstraßen gebaut werden, will der Ilm-Kreis mit erheblichen Mitteln den Verkehr vor die Haustür der Bürger holen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich schon einmal in den 30-er Jahren gegen die jetzt erneut vorgeschlagene Variante entschieden wurde. Politisch instinktlos muss man wohl auch die Übergehung der Anrainergemeinden bezeichnen, oder sind es die schwachen Argumente der Initiatoren, die sie vor einer offenen Diskussion scheuen lassen? Nach bisherigem Kenntnisstand kann die „Gewissensfrage“ nur eine Antwort haben; die Sanierung der Jonastalbrücken!
Volker Herzberg, Espenfeld
(c) Thüringer Allgemeine, Lokalteil Arnstadt vom 26.09.2001