Die Atombomben-Theorie ist in der Fachwelt höchst umstritten – vom 06.02.2004
(c) Freies Wort am 06.02.04
VORWURF AN AUTOR: KEINE BEWEISE
Wenn Buchautor Thomas Mehner heute seinen Vortrag zur Atombombentheorie vom Dezember in Arnstadt wiederholt, wird er nach Auskunft des Veranstalters wieder volles Haus haben. In der Fachwelt jedoch ist seine Meinung höchst umstritten.
ARNSTADT/WEIMAR/RUDOLSTADT/ GRÄFENRODA – Die Kritiker werfen Mehner vor, keine Beweise für seine Atombombentheorie in der Hand der Nationalsozialisten erbringen zu können. Und in der Tat konnte Mehner im Dezember wiederum nur Indizien aufzeigen, zusammengesteckt aus Altbekanntem, wie die Kritiker meinen.
Mehr auch sei da nicht, versichert Harald Fäth. der als Buch-autor nach eigenen Angaben lange Zeit mit Mehner zusammengearbeitet hat und sich von ihm trennte, da er selbst bei seinen Recherchen keine Beweise für inzwischen Mehners Vermutungen ausfindig machen konnte, Mehner mache „Theoriefüh-rung“, erklärt Fäth, der dessen „es-ist-so-Mentalität“ ohne Beweise als „schwierig hinzunehmen“ ansieht. In den Jahren, seit ich recherchiere, verschärften sich die Indizien, es gibt aber nichts handfestes für eine Atombombe“, erklärt Fäth im Gespräch mit Freies Wort.
„In unserem ersten Buch war von Atombombe gar keine Rede. Später entdeckten wir, dass da etwas mit Atomforschung gelaufen ist – das war’s aber auch schon“ sieht Fäth rund um Arnstadt. Jonastal und Ohrdruf „genügend seltsame Dinge, da braucht man keine Atombombe, Er halte es für möglich, „dass Deutschland am Ende des Jahres 1944 zu einer Plutomium-bombe in der Lage war. es gibt aber keinen Beweis dafür. Seine jüngsten Erkenntnisse will Fäth in einem noch dieses Jahr erscheinenden neuen Buch offenbaren, (mehr soll dazu unter www.explorate.de zu gegebener Zeit zu erfahren sein). Fäth kritisiert insbesondere, dass Mehner vorwiegend mit toten Zeugen aufwarte, die selbst nicht mehr befragt werden könnten. Dies sei auch beim jüngst als Kronzeugen vorgestellten Himmler-Adjutanten der Fall. Keiner der Familienangehörigen dieses Grothmann, die alle selbst in hohen Nazi-Kreisen tätig waren, kannte dessen nun offenbarte Aussagen bestätigen, teilt Fath mit.
Auch die von Mehner im Dezember präsentierte Geschwätzigkeit des Nazi-Atomforschers Kurt Diebner in Stadilm soll nicht der Wahrheit entsprechen. Diebner soll damals laut Mehner in einem Stadtilmer Cafe gesagt haben, seit Sommer 1944 sei die Bombe fertig und töte 10000 auf einen Schlag. Mit solchen Informationen „durch die Kneipen gezogen, das hatte ihn vor ein Militärgericht gebracht“, ist sich DR. Hans-Helmut Lawatsch sicher, dass derlei Worte so nie gefallen sind. Vielmehr habe Diebner in Stadtilm den Spitznamen Bibelforscher getragen.
Lawatsch war lange Zeit Kulturreferent im Nachbarkreis Saalfeld-Rudolstadt und arbeitet heute als Journalist, In der Januar/Februar-Ausgabe der Rudolstädter Heimathefte befasst sich Lawatsch mit den Stadtilmer Uranarbeiten und sieht keinerlei Anzeichen, dass die Atomversuche der Nazis von Erfolg gekrönt waren.
Bestes Versuchsergebnis sei eine Neutronenvermehrung um den Faktor 2,1 gewesen, schreibt Lawatsch. ein Modellreaktor-Großversuch, geplant gewesen für Frühjahr 1945, habe nicht mehr stattgefunden. Im gc-spräch mit Freies Wort sagt Lawatsch. „das Problem, die kritische Masse zu berechnen, war in diesen Jahren in Deutschland noch nicht möglich“. Damit habe es in Deutschland „unüberwindliche Probleme für den Bau einer Atombombe gegeben“. Lawatsch kennt Mehner nicht persönlich, weiß aber um dessen Ausführungen und bescheinigt ihm „zumindest großes Geschick für gute Promotion-Ar-beit“. Es müsse sich aber an die Realitäten gehalten werden, Vielleicht gebe es den Wunsch, die Leistungen der Deutschen nicht schmalern zu wollen. „aber wo nix ist, kann nichts sein“, gibt sich Lawatsch sicher, dass die Nazis nicht im Besitz der Bombe waren.
Ein dritter Kritiker betrachtet die Ausführungen Mehners mit gemischten Gefühlen: Gerhard Wenzel forschte selbst bezüglich der Buchenwald-Häftlinge. Er wirft Mehner vor, der es als eine Schande bezeichnet hatte, dass weder die DDR noch die Bundesrepublik das Leid der Häftlinge richtig aufarbeiteten, Aufarbeitung fange „nicht mit fiktiven Vorstellungen an, sondern mit Quellenstudium“. Grothmann sei zudem nicht Chefadjutant Himmlers gewesen, sondern militärischer Adjutant im Persönlichen Stab von Himmler. Er habe nachweislich polnische und russische Frontabschnitte überwacht. Dass er das sogenannte Bergbad westlich Arnstadts nicht betreten habe, sei dem Umstand geschuldet, dass dieses bereits wegen hohem Grundwasserstand noch vor Beginn des 2. Weltkriegs durch die österreichische Bergbaufirma verlassen worden sei.
Auch Mehners Häftlingszahlschätzungen denkt Wendel widerlegen zu können. Während Mehner von 70000 als geplante Zahl gesprochen hatte, seien in Berichten des KZ Buchenwald lediglich 25000 für die Zeit von September 1944 bis April 1945 für den Bereich des Lagers SIII registriert. Höchste Belegung sei mit 14000 Häitlingen am 26. März 1945 gewesen. Auch Wenzel belegt aus Quellen. dass es für die Atombombentheorie keine Beweise gebe. Selbst jene wahrend der letzten Kriegsmomate in Haigerloch in Gang gesetzte Kettenreaktion in einem Reaktor sei nur „Anfange einer damals noch nicht abgeschlossenen Entwicklung, die erst nach dem Krieg in Richtung Teilchenbeschleuniger rührte“ gewesen. Das in Haigerloch eingsetzte Material habe nicht ausgereicht. die kritische Masse zu erreichen, urteilt auch Wenzel, wie schon Lawatsch.
Auch die Riesenrakete mit einem Start von der Polte II am 16. März 1945 sieht Wenzeln nicht belegt. Noch heute lebten Frauen, die dort im sogenannten „Pulverfass“ arbeiten mussten. Sie wurden weder einen solchen Start noch ein für solche Rakete nötiges stundenlanges Betanken bestätigen. tom