Jetzt weiß ich, wie mein Opa in Rußland zu Tode kam. Aktion Versöhnung konnte helfen – vom 26.11.2004
Quelle: Arnstädter Stadtecho im November 2004
AUFKLARUNG NACH 60 JAHREN
Lagertod nach fünf Monaten
Der Arnstädter Jörg Trommler: „Jetzt weiß ich, wie mein Opa in Rußland zu Tode kam“. Aktion Versöhnung konnte helfen
In wenigen Monaten wird die Geschichte den 60. Jahrestag der Zerschlagung des Hitlerfaschismus begehen. Es ist das Ende eines Kriegs, der Millionen Tode forderte und der selbst heute noch nur langsam das Schicksal der bis jetzt vermissten Soldaten und Kriegsgefangenen preisgibt. Die Zahl derer beträgt heute noch ca. 1,5 Millionen!
Es ist das Schicksal unserer Väter und Großväter, von denen ihre Angehörige viele Jahre nach dem Krieg noch immer nichts von offiziellen Stellen erfahren konnten. Damit dies nicht so bleibt, gründete sich 1998 innerhalb der Liga für Russisch-Deut-sche Freundschaft die „Aktion Versöhnung“ gegründet. Seit die Russen ihre Archive öffneten, konnten tausende Schicksale bereist geklärt werden. Darunter auch jenes von Wilfried Ringel, Großvater des Arnstädters Jörg Trommler, der bereits im Sommer diesen Jahres nach einer von ihm im April gestellten Anfrage prompt über das Schicksal seines Großvaters Auskunft erhielt: 10 Kopien originale russische Dokumente, 10 Schriftstücke mit deutschen Übersetzungen. „Ich hätte es kaum noch für möglich gehalten, dass ich so umfangreiches Material über meinen Opa in die Hand bekommen würde, zumal ich bei einer früheren Anfrage beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes nur eine mich nicht befriedigende Auskunft erhalten hatte“, sagt Jörg Trommler mit Verweis auf die Unterlagen.
Wilfried Ringler, Obergefreiter der Wehrmacht, parteilos, Ackerbauer von Beruf, 14 ha an Feldern auf dem Bauernhof, 1913 in Kuttendorf, Kreis Leitme-ritz, geboren, Kutscher bei der 260. Infantrie-Divi-sion des 460. Infantrie-Regiment, 4. Kompanie. Er diente in Frankreich, 1941 marschierte auch er ins Reich des russischen Diktators Stalins ein. 1944, am 9. Juni, wird er im Raum Minsk von den Russen gefangen genommen. Fünf Monate später ist er tot, verstorben an einer kruppösen Lungenentzündung, zu gut deutsch an einer schweren Lungenentzündung. Beerdigt wurde er im südöstlichen Teil des Zivilfriedhofes in der Siedlung Kryazh, Kujbyahev, Feld Nr. 3, Grab Nr. 2. Mit gleichem Datum erlischt die Akte Ringel. Um 12 Uhr blieb das Herz des Trägers des „Eisernen Kreuzes II. für gute Arbeit“ stehen. Sein Schicksal hatte sich erfüllt. Für Jörg Trommlers Großmutter aber sollte es noch schlimmer kommen. Mit dem Tod des geliebten Mannes war es noch nicht vorbei, sie wurde aus ihrer Heimat zum Kriegsende vertrieben, außer ein paar Habseligkeiten und ihr nacktes Leben konnte sie nichts mitnehmen. Ein Schicksal von vielen, das über Jahre noch begleitet war von der Hoffnung, dass ihr Wilfried doch noch aus den Lagern der Stalinisten zurückkehren würde.
Erst der Enkel aber kann nun endgültig das Lebensbuch seines Großvaters abschließen. Ermöglicht durch die „Aktion Versöhnung“. Ein Wort, welches zwischen Deutschen und Russen eine ganz besondere Bedeutung hat. „Deshalb gilt vor allem der Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft ein großes Dankeschön. Ich bin sehr froh, dass wir nun wissen, wie mein Großvater zu Tode kam, jetzt könnten wir sogar seine letzte Ruhestätte aufsuchen, um ihm die letzte Ehre zu verweisen“, sagt Jörg Trommler. Eines von vielen Schicksalen, das jetzt geklärt werden konnte. Dass dabei einige Euros ausgegeben werden müssen, spielt wirklich keine große Rolle oder sollte es jedenfalls nicht tun. Zumal wenn man weiß, dass auch der „Aktion Versöhnung“ erhebliche Kosten bei der Nochforschung entstehen. Sollten Sie in Ihrer Familie ebenfalls noch ein solches offenes Schicksal haben, dann können Sie sich jederzeit an das Suchreferat wenden. Hier die Adresse.
Suchreferat Moskau
Liga für Russisch-Deutsche Freundschaft,
Marosseika-Str.7/8-27, A/Nr.190
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