Das Grauen im Zeltlager Espenfeld – vom 14.04.2006
Quelle: Thüringer Allgemeine für Arnstadt am 13.04.2006
Tatort Jonastal – Fälschungen auf der Spur (2)
Das Grauen im Zeltlager Espenfeld
Besonderes Augenmerk richtet sich jedes Frühjahr auf das geheime Bauvorhaben S III im Jonastal. Es ist zur guten Tradition geworden, vor Ort an die Opfer und Überlebenden zu erinnern, die unter schwerster Zwangsarbeit und unmenschlichen Lebensbedingungen oftmals nur geringe Überlebenschancen hatten. Während über die Häftlingslager bei Ohrdruf bisher umfangreiches Foto- und Filmmaterial vorliegt, schienen die Lager bei Crawinkel und vor allem bei Espenfeld nur schemenhaft zu existieren. Lediglich einige Zeitzeugenberichte und einzelne Fotos konnten teilweise einen Eindruck über diese Lager vermitteln. Ende Januar 2006 wurde nun offiziell durch die Gedenkstätte Buchenwald mitgeteilt, dass neue Fotos des Lagers Espenfeld in amerikanischen Archiven ausfindig gemacht werden konnten. Wie sich nun herausstellte, wurden die Fotos vom „US Army Signal Corps“ und auch ein Film unter der verwirrenden Bezeichnung „Arnstadt Concentration Camp“ abgelegt.
Insgesamt liegen nun weitere 18 Fotos von Major Frank M. Gleason vor. Er war Militäranwalt bei der 89. Infanterie Division und fotografierte grauenhafte Details, welche die amerikanischen Soldaten am 13. April 1945 im Lager Espenfeld vorfanden. Interessant ist, dass die Fotos mit Aufnahmen von Siegelbach und ersten, kleineren Gräbern am Strassenrand nach Espenfeld beginnen – Spuren des Todesmarsches in das KZ Buchenwald. So wird deutlich, dass die Einheit des Majors vermutlich über Gräfenroda – Plaue nach Espenfeld kam. Die Fotos sind sehr gut beschriftet und weisen nach, dass Herr Paul Zimmerma nn, politischer Gefangener aus diesem Lager, den Soldaten über den Lageralltag berichten konnte. Bis zu 25 Wachunde halfen überwiegend ukrainischer SS bei der Bewachung des Lagers. Auf einem Foto sind 5 Zelte zu sehen mit dem Vermerk, dass insgesamt 6 Unterkünfte dieser Art vorhanden waren. Die marschunfähigen Häftlinge wurden am 03.04.1945 im „Camp Arnstadt“ erschossen und im nahegelegenen Graben und weiteren Gruben eilig verscharrt. Es sollten möglichst wenig Spuren übrig bleiben. Auf weiteren Fotos ist zu erkennen, dass deutsche Zivilisten gezwungen wurden, die ermordeten Häftlinge umgehend zu exhumieren. Zwei Tage nach Einstellung der Kampfhandlungen in diesem Gebiet gab es also anscheinend nichts Wichtigeres zu tun und so wurden die barbarischen Spuren freigelegt und akribisch dokumentiert. Dies finde ich persönlich sehr beachtenswert.
Ein Foto fiel dabei sofort auf, welches Major Gleason, Major Toole, die Techniker Uhl, Fuller sowie den Zeitzeugen Zimmermann zeigt, die sich bewusst ins Bild gestellt hatten, um zukünftig als Zeuge benannt werden zu können. Auf diesem Foto sind 59 verstümmelte Leichen zu sehen, die aus dem Entwässerungsgraben geborgen und an diesem entlang abgelegt wurden. Die Identifizierung der meisten Toten war laut den Angaben auf dem Foto nicht möglich und die Zählung erfolgte offiziell durch Major Gleason. Im Hintergrund sind eindeutig der Hundezwinger und die Umgebung des Espenfelder Lagers zu erkennen. Warum ist dieses Foto aber nun so wichtig?
Diese 4 Soldaten waren im letzten Jahr auf einem angeblich sensationellen Zeitdokument am gleichen Graben zu sehen, über dass unter anderem ein bisher unbekanntes Häftlingslager in Richtung Holzhausen an der Gabelung nach Bittstädt nachgewiesen werden sollte. Die nun nachweisbaren Fälschungen sollten neue Beweismittel in die Jonastalforschung bringen und selbst die amerikanischen Soldaten auf den Fotos wurden beschuldigt, die angeblich auf den Fotos abgebildeten Arbeiter und Ingenieure erschossen zu haben. Wer manipuliert historische Fotos in dieser Art und mit welchem Hintergrund? Über Ergebnisse unserer Recherchen werden wir natürlich an dieser Stelle weiter ausführlich berichten – Fortsetzung folgt!
Klaus-Peter Schambach
…zum Vergleich noch einmal das gefälschte Foto. Dies war nicht in der TA.
Quelle: Seite 157 aus dem Buch Geheime Reichssache von Thomas Mehner und Edgar Meyer