Dokumentationszentrum in Arnstadt nach Winterpause eröffnet
Arnstadt (Ilmkreis). Bundeswehr-Reservisten besuchten die Geschichtsinsel im ehemaligen Lokschuppen in Arnstadt.
„Für Ortsunkundige liegt das Dokumentationszentrum Jonastal im Rehestädter Weg im ehemaligen Lokschuppen etwas versteckt. Auch die Reservistenkameradschaft Radebeul, die sich Samstag zu einer Führung angesagt hatte, musste länger suchen und kam mit einer guten Viertelstunde Verspätung im Dokumentationszentrum an. Da war Harald Böhme, Ehrenvorsitzender des Jonastalvereins, der extra wegen der Führung der Bundeswehrangehörigen gekommen war, schon leicht nervös. Doch er hatte eine Erklärung für Probleme der Auto-Navigationssysteme: „Die Hausnummer 4 gibt es hier zwei Mal, das macht es nicht einfacher.“ Aber dann standen Michael Pöltl, der auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf arbeitet, 16 Reservisten und deren Familienangehörige im Lokschuppen. Sie waren zuvor bereits im Jonastal selbst, hatten sich auf dem noch verschneiten Rundweg vor Ort ein Bild gemacht. „Militärhistorische Themen interessieren uns besonders, da sind wir teils mehrfach im Jahr unterwegs und wollen nun das Dokumentationszentrum Jonastal ansehen“, sagte Pöltl. Die Gruppe war damit die erste nach der Winterpause, die das Zentrum nach der Wiedereröffnung am 5. März im Lokschuppen besuchte. Harald Böhme hatte auch sofort die Aufmerksamkeit, als er von einem Treffen von Kohl und Jelzin erzählte, weil nach der Wende wieder Gerüchte um den Verbleib des Bernsteinzimmers im Jonastal bei Arnstadt aufgetaucht waren. Anhand eines großes Bildes zeigte er, wo damals mit den von Helmut Kohl spontan zur Verfügung gestellten 10.000 DM geforscht wurde, erfolglos. „Für mich ist weder an den Gerüchten um angebliche möblierte Zimmer tief in den Bergstollen, noch um das versteckte Bernsteinzimmer im Jonastal was dran“, so Böhme.
Doch die Aufarbeitung der Bau- und Entstehungsgeschichte um das so genannte Führerhauptquartier, das als Sonderbauvorhaben S III deklariert war, interessiert bis heute. So erfuhren die Bundeswehr-Reservisten von 25 Stollen, die tausende Häftlinge zwischen November 1944 und April 1945 in das Gebirge zwischen Arnstadt und Crawinkel treiben mussten. Fotos, Dokumente und ausgestellte Häftlingszeichnungen geben Aufschluss über das Bauvorhaben und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Originale Bohrwerkzeuge und ein Stollen samt Lore und Gestein sind nachgestaltet, ebenso ein großes Modell im Maßstab 1:200 von der gesamten Anlage und dem Jonastal. Böhme: „Vieles, wie die Gleisanlagen, wurde anhand von Luftbildern nachgebaut.“ Erschütternde Fotos dann im Kellergeschoss des Zentrums, wo auch eine Dokumentation in Bild und Ton gezeigt wird. Und bis heute kommen vor allem Menschen aus der Region, bringen Stücke, die mit dem Bau im Jonastal in Verbindung stehen, teils alte Werkzeuge, die damals als Lohn ausgegeben wurden, um die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte wachzuhalten. Die Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e.V., kurz Jonastalverein, wird die Geschichtsinsel im Dokumentationszentrum weiter ausbauen, hieß es. „