Erinnerung an die Todesmärsche
Thüringer Allgemeine
Leserbrief: Erinnerung an die Todesmärsche
Zu der grausamen Geschichte der Konzentrationslager des deutschen Faschismus gehören die Todesmärsche vor der Befreiung der KZ durch die alliierten Armeen.
Die Häftlinge des KZ Buchenwald hatten die Schrecken des Todesmarsches von Auschwitz und Lublin erschütternd zur Kenntnis nehmen müssen. Sie berichten, dass weniger als die Hälfte lebend das Lager Buchenwald erreichten.
Am 3. April 1945 begann der Todesmarsch der Häftlinge aus Ohrdruf und Crawinkel. In einem mir vorliegenden Brief des schwedischen Arztes Dr. Erwin Rona berichtet er, wie er aus dem Zeltlager Crawinkel im Galopp durch das Jonastal getrieben wurde. Er schreibt: „Am nächsten Morgen wurde mein Vater bei Bad Berka von einem SS-Mann erschossen, da er zu schwach war weiter zu marschieren. Das geschah vor meinen und meines Bruders Augen. Die SS-Todesschützen haben die Entkräfteten, die nicht mehr weiter konnten, kurzerhand durch Genickschuss erledigt. Sie haben sie liegen gelassen. Zwischen Buchenwald und Weimar spielte sich eine beispiellose Tragödie, ein grauenhaftes Massenmorden ab.
Am Abend des 5. April 1945 wurden wir auf dem Appellplatz des KZ Buchenwald zusammengetrieben, die jüdischen Häftlinge wurden von den übrigen Häftlingen getrennt. Bis zum 9. April 1945 wurden wir in den Baracken des deutschen Rüstungswerkes „Gustloff“ ohne Nahrungsmittel gehalten. Danach wurden wir zu Fuß nach Weimar getrieben. Dort ging es in offenen Güterwaggons, zu 100 bis 120 Mann pro Waggon, weiter. Hunger, Durst und Erschöpfung verlangten viele Opfer. Als wir Zeitz erreichten, wurde der Zug von alliierten Flugzeugen angegriffen. Mit jenen Häftlingen, denen es gelang, unter den Waggons Schutz zu suchen, wurde anschließend von der SS-Mannschaft ein Blutbad errichtet.“
Dr. Rona war damals 19 Jahre alt. Für ihn ist damals die Welt zusammengebrochen. Die Spuren in seinem Herzen bleiben immer.
Wir versichern ihm, seine Aussagen nicht historische zu archivieren, sondern den nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Darum haben wir auf seinem Leidensweg, der Straße der Todesmärsche, 20 Mahnmale, u. a. auch eines in Bad Berka, errichtet.
Der Schwur von Buchenwald „Die Vernichtung des Nazismus – Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Der Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – BdA bittet die Bürgermeister und Bürger, die Mahnmale in Ehren zu halten und in den April-Tagen den damaligen Opfern zu gedenken.
Karl-Heinz Voigt, Erfurt
28.03.13 / TA
Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de/web … -533148932