Zeugenaussagen

Zeitzeugenaussagen sind wichtige Informationsquellen für die Aufarbeitung der Geschichte. Sie finden hier Auszüge von Befragungen, Vernehmungsprotokollen und Gesprächsnotizen. Weitere Aussagen sind im Archiv und im Forum aufgearbeitet und dokumentiert.

Allen, Robert S., Colonel – like the spokes of a wheel

„The underground installations were amazing. They were literally subterranean towns. There were 4 in and around Ohrdruf: one near the horror camp, one under the Schloss, and 2 west of the town. Others were reported in near-by villages. None were natural caves or mines. All were man-made military installations. The horror camp had provided the labour. An interesting feature of the construction was the absence of any spoil. It had been carefully scattered in hills miles away. Over 50 feet underground, the installations consisted of 2 and 3 stories several miles in length and extending like the spokes of a wheel. The entire hull structure was of massive reinforced concrete. Purpose of the installations was to house the High Command after it was bombed out of Berlin. This places also had paneled and carpeted offices, scores of large work and store rooms, tiled bathrooms with bath tubs and showers, flush toilets, electrically equipped kitchens, decorated dining rooms and mess halls, giant refrigerators, extensive sleeping quarters, recreation rooms, separate bars for officers and enlisted personnel, a moving picture theater, and air-conditioning and sewage system…”.

Auschnitt Interview Harald Fäth mit Cläre Werner

„Nur Horizontalbretter und kein Vertikalbrett, Trittbretter aber hinten kein Brett. Und das konnte man wegnehmen. Die ganze Tür von aussen mit Steinen verkleidet so dass Sie nicht sahen, dass das ein Eingang war. Und als wir aber hin kamen… da war die Leiter, ne Leiter nicht, die Nottreppe war angesteckt, angestellt, so dass wir vielleicht über zwölf schätzungsweise vielleicht Stufen rein konnten. Die Stufen diese Notstufen hätte man sofort wegnehmen können, so dass man von ausen überhaupt nichts sah. Die anderen Eingänge haben auch solche falschen,also solche unvollkommenen Treppen gehabt. Also nur Horizontalbretter und hinten kein, also nicht wie eine Treppe…“

Karl Zehnel aus Ichtershausen

„Es steht fest daß die Stollen nahezu fertig waren. Es wird immer viel erzählt, aber wir, die wir dort gearbeitet haben, müssen es ja schließlich am besten wissen … Ich selbst habe Parkettfußboden verladen und in die Stollen gefahren. In den letzten acht Tagen, bevor die Amerikaner kamen, waren die unterirdischen Konferenzräume, Befehlsstände und große Hallen fertig.“

Lindner, G. – Lanz-Bulldog brachte Loks und Loren ins Tal

„Anfang November 1944 erhielten der Herr Lindner aus Rudisleben und der Herr Walter Grunemann den Transportauftrag für die Baustelle Jonastal. Ausrüstung… mit dem Lanz-Bulldogg. Sie mussten jeweils eine Feldbahnlore auf den Anhänger aufladen, vom Güterbahnhof Arnstadt bis ins Jonastal fahren – zur Baustelle bringen. Dabei wurde rückwärts an die Rampe gefahren und die Lore durch die Häftlingen rüber geschoben. Wir fuhren am Tag vier bis fünf Mal ins Jonastal – in der Woche drei Transporttage. Seine letzte Fuhre führte er am 24. 12. 1944 durch. Rechnet man in der Woche mit 30 Loren, so sind das in fünf Wochen 150 bis 120 Feldbahnloren, die zur Baustelle befördert wurden. Auch eine kleine Feldbahn-Lok mit Kohleheizung wurde mit einem Tieflader ins Tal gebracht und abgeladen.“

Leffler, D. – 6. SS- Geb.Jäger-Division in Crawinkel

„Auch in unserem Haus in der Bachstrasse, das als letztes Haus des Ortes in Richtung Wölfis strategisch sehr günstig lag, hatte sich eine Gruppe von etwa 8 Mann der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ festgesetzt. Im Garten stand ein Panzer und weitere diverse Fahrzeuge im Hof.“

Kummer, Aline – Massengrab in Espenfeld

„Meine Mutter hat immer frühs um halb sechse, hat die immer den na, den englischen gehört. Und da kam sie immer rüber und da sagt sie zu mir: Mädchen, der Rommel hat bald ausgerumpelt in Afrika. Und mein Onkel, der war, also das musst du wissen, sagt er, konnte aber nicht sagen, dass sie den Funk gehört hatte, gell?
Da kamen nämlich die Haare runter, gell. Wenn die gesehen hätten, das wir mit so nem Häftling gesprochen, kommen die Haare runter, kriegten sie Glatze.
Also hier hinten, wo das Lager war, da waren ja eigentlich nur sieben Tote. Und die hatten sie in nem Massengrab gemacht. Nun brachten sie von dort welche gefahren, von Siegelbach hoch rum, wo die lang gelaufen sind. Wer nicht mehr konnte, wurde abgeknallt und die brachten sie nachher alle hier her. Wo sie beerdigt haben? Da hinten – hat jeder nen Sarg gekriegt. Die waren kohlenschwarz und nur Haut und Knochen.“

Kalugin, Lloyd – Underground factory not far from Ohrdruf

“… It was a large underground factory with heavy machinery. We were able to see several rockets in various stages of production. It was not far from the Ohrdruf camp that we liberated. I wish I could give you more information…” „… the only thing I remember is a large underground factory … for V2, rockets [I believe]. I only spent about an hour in the factory before other solders arrived to relieve us. Sorry I cannot be of more help to you…” Also fragte ich ob die Entfernung weniger wie 10 Meilen von Ohrdruf betrug, und ihm sonst noch etwas einfiele; seine Antwort auf diese Frage: “… 8 miles sounds about right. I also remember the factory being in the side of a mountain that was invisible from the road. The only way we found it was that we had an inmate from the camp who work there and was able to show use the way”.
aus: Harald Fäth, Fact or Fiction, S. 51.

Ceccini, Nick, Cpt. Veteran der 89. Inftr.+4. Panzerdivision

Auftrag war, Nachrichtenzentrale in Ohrdruf einzunehmen: „Wir mussten sehr rasch vorgehen für diese Aktion die ursprünglich von den Fallschirmjäger durchgeführt werden sollte. Ihre Aufgabe wäre es gewesen Nachrichtenzentrale einzunehmen, die von hohen deutschen Militärstäben betrieben wurden. General Patton meldete sich in der für ihn typischen Art freiwillig für diesen Auftrag. Gemeinsam mit der 4. P wurden wir dann in größter Eile nach Osten verlegt.
Dabei liessen wir alle Orte entlang des Weges links liegen. Als wir unser Ziel Ohrdruf erreichten, fiel tatsächlich diese Nachrichtenzentrale in unsere Hände.

Albrecht H. -„Hohe Tiere“ im Kurhaus Friedrichroda

„…Im Kurhaus das geräumt worden war am Ende des Jahres 1944 das war leer und Ende März zogen hier wir nannten das hohe Tiere ein, wer das war, wussten wir nicht wir wussten nur, dass ein ziemlicher Sicherheitsaufwand betrieben wurde und das viel verkabelt wurde also sehr hoher Stab man munkelte, das seien Teile des OKW aber das wussten wir nicht. Wir ahnten das nur.“

Bericht des ehemaligen polnischen Häftlings Leon Kolenda (BwA 31/1053) Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

„Ich wurde am 6.11.1944 mit der ersten Gruppe, etwa 300 Häftlinge, in das Kommando Ohrdruf geschickt. Dort erhielt ich die Nummer 103921. Mit Lastwagen wurden wir durch Weimar, Erfurt, Gotha und Ohrdruf gefahren. Hier begann für mich, für hunderte und später für tausende Häftlinge, der schwerste und tragischste Abschnitt meines Lebens. In den naheliegenden Bergen wurde mit dem Bau des Rüstungsbetriebes begonnen. Wir wurden in Ohrdruf auf einen Truppenübungsplatz, auf dem sich außer ein paar Baracken nichts befand, gebracht. Dort mussten wir den Stacheldrahtzaun ziehen, Baracken und Straßen bauen. Nach einigen Wochen war das Lager fertig. Danach wurden die nächsten Transporte aus Buchenwald nach Ohrdruf gebracht, vor allem Polen, Russen, ungarische Juden und Franzosen. […] In der Endphase des Aufbaus des Lagers Ohrdruf befanden sich einige tausend Häftlinge dort. In dieser Zeit wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie und den Arbeiten des Tunnelbaus in den Bergen begonnen. Ähnliche Arbeiten wurden auch in dem nahegelegenen Ort Crawinkel durchgeführt. In den Tunnels sollten die Maschinen für die  Produktion der “Wunderwaffe V1 und V2” aufgestellt werden. Alles geschah unter großer Geheimhaltung und das AK [Außenkommando] Ohrdruf trug den Decknamen
“S III”. Von dort sollte keiner lebend zurückkehren. […] In Ohrdruf wurde täglich mehr als 12 Stunden gearbeitet. Zum Ausgraben des Tunnels dienten zunächst primitivste Werkzeuge, z. B. Spaten und Pickel. Es war eine mörderische und gefährliche Arbeit. Die Bewachung wurde von SS-Leuten, die mit Pistolen, Stöcken und Hunden ausgerüstet
waren, vorgenommen. Es befanden sich auch einige Zivilarbeiter unter ihnen. Mit Schreien und Schlägen wurden die ausgemergelten Häftlinge zur Arbeit angetrieben und  wenn das nicht half, holte die SS die Pistolen und schoss erbarmungslos auf sie. Die tägliche Essenration bestand aus einem Stück Brot mit Margarine, einer Suppe aus Wasser
und Rüben. Glücklich war der, der in seiner Suppe ein Stück Kartoffel fand. Insgesamt waren es 800-1.000 Kalorien, und das bei der schweren mörderischen Arbeit. Der Tod folgte meistens in 2-3 Monaten. Nur wenige hielten länger aus. Die Folge der allgemeinen Erschöpfung und Unterernährung waren: Durchfall, Tbc, Zellgewebeentzündungen, Bauch- und Flecktyphus. Die Sterblichkeit wuchs. Nach meiner Meinung ab November 1944 bis März 1945, das ist die Zeit bis zur Evakuierung nach Buchenwald, sind aus Hunger und Erschöpfung, oder aus Mord, 5.000-7.000 Häftlinge umgekommen. Die, die nicht mehr arbeitsfähig waren, wurden in das inzwischen errichtete Krankenlager geschickt. Dort wurden Selektionen durchgeführt. Die arbeitsunfähigen Häftlinge wurden in einem Pferdestall, der sich auf dem Gelände des AK Ohrdrufs befand, gebracht, dort warteten sie auf den Tod, im Krematorium verbrannt oder im nahegelegenen Wald in Massengräbern verscharrt.Im Pferdestall mussten die armen Häftlinge ohne Essen und jede Hilfe verbleiben, sie lagen auf Stroh oder sogar auf dem nackten Boden und warteten auf den Tod. Ich war an einem Tag abends im Winter 1945 in diesem Pferdestall gewesen. Unter Lebensgefahr versuchte ich mit dem Kameraden M. W., den kranken katholischen Pfarrer J. B., der an Zellgewebeentzündung litt, herauszuholen. Bei unserem Anblick gingen Hunderte von Händen unter Schreien und Weinen in die Höhe. Es war die authentische Hölle auf Erden. Die Beschreibung dieser erschütternden Szenen möchte ich mir ersparen. Nach 2-3 Wochen erkrankte ich selbst an Scharlach. Ich hatte auch die Schuppenflechte und später bekam ich auch noch Flecktyphus. Von tausend flecktyphuserkrankten Häftlingen überlebte oft nur einer. Ich verdanke mein Leben vor allem meinem physischen und psychischen Widerstand, der durch so viele Jahre des Leidens gehärtet war, aber auch dem tiefen Glauben an das Überleben, auch das Beten meiner alten Mutter, die sehr gläubig war. Ich verdanke aber auch mein Leben dem französischen Arzt Jacques Gaby, der mit mir befreundet war und mein Kriegsschicksal teilte. Er hatte mich in seine Obhut genommen und soweit es die Lage erlaubte, mir geholfen. Ich möchte noch betonen, dass die Lagerbehörden große Racheakte unternahmen gegen Häftlinge, die zu fliehen versuchten. Todesstrafe stand auf Sabotage. Auch für kleinere Diebstahle, z. B. aus Hunger einige Kartoffeln oder Rüben, wurde mit Baumhängen oder Prügelstrafe bestraft, an den Folgen starben die Häftlinge oft. Ich habe mit eigenen Augen das selbst erlebt. Ich kann mich gut erinnern an einen kalten Abend, aber ich bin nicht sicher, ob das der Heilige Abend des Jahres 1944 war. An diesem Abend hatten die SS-Leute auf dem Appellplatz zwei große Tannenbäume aufgestellt. Wir nahmen an, dass das mit den Weihnachtstraditionen zusammenhängt,
und waren sehr gerührt, so dass manchen die Tränen in den Augen standen. Wir dachten an Polen, wo Weihnachten in jedem Haus die Kerzen an den Tannenbäumen angezündet werden. Es wurde jedoch unerwartet für das ganze Lager ein Appell angeordnet. Nach kurzer Zeit wurden drei misshandelte Häftlinge gebracht. Sie wurden wegen angeblichem Fluchtversuch erhängt, und das ganze Lager musste diesem grausamen Vorgang zusehen. Der Appell dauerte trotz eisiger Kälte und unserer dünnen Kleidung ein paar Stunden. Nach dem Appell sind auf dem Platz einige Häftlinge liegen geblieben. Ähnlich war es auch nach den täglichen Frühappellen, nachdem die einzelnen Arbeitskolonnen zur Arbeit gingen, blieben immer einige in Agonie verfallene Häftlinge zurück, die von der SS mit Stöcken totgeschlagen wurden. Die Familien erhielten dann die gefälschten Todesurkunden, in denen als Todesursache Herzinfarkt, Lungenentzündung usw. angegeben war. Etwa in den ersten Tagen des Monats Februar 1945 in meiner Rekonvaleszenzzeit bin ich von meiner Pritsche aufgestanden und ging an das Fenster und sah schreckliche Dinge. Auf dem Appellplatz lagen im Schnee einige Häftlinge, manche von ihnen wurden mit Stöcken von der SS geschlagen. Ich konnte auch sehen, wie ein Häftling, der gegenüber von meinem Block lag, nicht mehr die Kraft hatte aufzustehen. Er hatte versucht, durch Kriechen auf dem Bauch den nahegelegenen Block zu erreichen. Das bemerkte jedoch ein SS-Mann, ging auf ihn zu und begann ihn, mit dem Stock zu schlagen, mit den Füßen zu treten, danach legte er den Häftling mit dem Gesicht nach oben, schlug weiter. Dann legte er einen Stock an den Hals, trat auf diesen Stock und dadurch erstickte er ihn.“ www.buchenwald.de

u.v.a.m.

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