(Bahn-)Station der Geschichte – Der Waggon von Compiègne in Crawinkel – vom 09.05.2005

Quelle: Thüringer Allgemeine Ilmkreis am 09.05.2005

(Bahn-)Station der Geschichte

CRAWINKEL/WÖLFIS (gs). Der Jonastalverein hatte am Samstag eingeladen, auf besondere Weise Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus vor 60 Jahren zu gedenken. An – wie es der Verein selbst sieht – eine Station zumindest europäischer Geschichte.

Rund 50 Leute hatten sich an der alten Kopframpe des Crawinkler Bahnhofs eingefunden, scharten sich um ein Luftbild aus dem Juli 1945. Damals, so ist zu erkennen, lag ein Gleis am anderen. „Da führte die Strecke ins Jonastal und da stand der Waggon“, zeigt einer der älteren Männer auf einen für den normalen Betrachter kaum definierbaren Punkt. Doch er hat ihn gesehen – den berühmten Salonwagen, in dem 1918 im Wald von Compiègne Vertreter des deutschen Kaiserreichs den Waffenstillstand unterzeichneten und 1940 Hitler den französichen Regierungsvertretern den Waffenstillstand diktierte. Danach wurde der wohl berühmteste Eisenbahn-Waggon der Welt als Kriegsbeute nach Berlin gebracht. Seine Endstation aber lag in einem Waldstück bei Crawinkel. Hier wurde er vor 60 Jahren unter noch nicht völlig geklärten Umständen zerstört, zeichnete Klaus-Peter Schambach vom Jonastalverein die Historie nach.

Die Erinnerung an die Schrecken des Krieges, seien der beste Schutz des Friedens, knüpfte Stefan Scham bach, der Bürgermeister von Crawinkel an. Der Wagen von Compiègne sei mittlerweile auch ein Symbol dafür, wie aus Feinden Freunde werden können. Vom Jonastalverein entdeckte Bestandteile des Waggons wurden der Gedenkstätte in Frankreich übergeben. Ein Emblem der Eisenbahngesellschaft und einzelne Metallbuchstaben. Dokumentiert auf Fotos, die derzeit in einer Sonderausstellung im Dokumentationszentrums des Vereins in Wölfis gezeigt werden. Daneben finden sich auch Gegenstände die nach Zeugenaussagen tatsächlich aus dem Salonwagen stammen sollen. Leihgaben von Erika Liebetreu aus Ruhla. Zwei Kleiderbügel, eine Wasserkanne, eine Kinderweste, die ihre Mutter aus einem Vorhang geschneidert hatte. Die Sachen hatte ihr Vater mit nach Hause gebracht, als der Wagen auf dem Ruhlaer Bahnhof abgestellt gewesen war.

Die Eröffnung der Sonderausstellung in Wölfis nutzte Ilmkreis-Landrat Lutz-Rainer Senglaub zur Übergabe eines Lottomittelbescheides an den Verein. 2000 Euro zur Unterstützung des Baus eines Parkplatzes an der Gedenkstätte im Jonastal. Eine weitere ist in Planung – am Bahnhof Crawinkel, für den Waggon von Compiègne.

08.05.2005

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