Gespensterbrigade – Eine Namensgebung vom Gegner – vom 07.07.2003
Mit freundlicher Unterstützung von GTGJ-Mitglied Hänßchen
Quelle: Zeitschrift „Kameraden“ AG für Kameradenwerke und Traditionsverbände e.V. 70/78 Stuttgart 2003
Nachdem das Bataillon I./11 im Bereich der Stadt Vannes untergezogen war, bekam ich vom Kommandeur, Hauptmann Freiherr von Usedom, den Befehl, eine Gruppe französischer Offiziere gefangen zu nehmen. Sie lagen im Chateau eines Baron Fabre einige Kilometer südost-wärts von Vannes. Unter Umständen sollten sie unter Offiziersehrenwort ohne Bewachung im Schloss verbleiben.
Mit meinem Feldwebel und einem Unteroffizier fuhr ich zum Schloss. Die Offiziere – es waren etwa 20 – bat ich in den großen Saal des Schlosses. Der Rangälteste war ein Colonel mit typisch altfranzösischem Zwirbel- und Spitzbart. Auf meine Frage, wer von ihnen deutsch spräche, meldete sich niemand. Also redete ich französisch mit ihnen, als plötzlich ein junger Leutnant zur Türe hereinkam. Auf meine Frage: „Parlez vous alle-mand?“ erwiderte er etwas überrascht, aber spontan: ..Non. Monsieur, mais Monsieur le colonel c’est lui. qui parle allemand!“
Daraufhin habe ich nur noch deutsch gesprochen, und den Obersten aufgefordert zu übersetzen. Er entschuldigte sich in aller Form und in einem sehr guten Deutsch. Nachdem ich pflichtgemäß meine Anweisungen dem Befehl entsprechend gegeben hatte, bedankte er sich im Namen seiner Offiziere für die Großzügigkeit des Kommandeurs. Auf meine persönliche Frage, warum er seine so guten deutschen Sprachkenntnisse verschwiegen habe, sagte er aus Bedenken, dass dadurch seine Teilnahme an der Ruhrbesetzung vielleicht bekannt geworden wäre, und er nach allem, was über uns gesagt worden sei. mit schlechter Behandlung hätte rechnen müssen. Nachdem ich ihm erklärt harte, dass ich selbst aus dem Bereich stamme, wir aber nicht hier wären, um Vergeltung zu üben, wurde er zugänglicher.
Im nachfolgenden Gespräch erfuhr ich dann, ihre Einheit habe in Flandern vor uns gelegen, sei dann über Dünkirchen nach England verschifft und umgehend über den Kanal wieder nach Le Havre gebracht worden. Bei Vernon hätten sie wieder Gefechtsberührung mit uns gehabt und seien unmittelbar nach Vannes marschiert.
Wir, die 11. Brigade, seien doch noch an Brest vorbei über die Halbinsel Crozon und dann die Küste entlang nach Vannes gelangt. Lediglich einen Tag später als sie sei die Brigade in Vannes eingetroffen. Wir könnten doch nie geschlafen haben. Gerade in Flandern und dann in der Bretagne und der Normandie seien wir immer unerwartet wie Geister aufgetaucht. Zum Beispiel: Erst bei Devres (Nähe Calais) gemeldet nach Norden marschierend, seien wir kurze Zeit später wieder westwärts bei Honschoote, Westcappel und Rexpoede aufgetaucht. Von den Engländern schon in Flandern als „Phantombrigade“ bezeichnet, hatten uns die Franzosen ..brigade fantome“ genannt.
Nach meiner Rückkehr zum Bataillon erwähnte ich nach der Vollzugsmeldung diese Episode gegenüber dem Kommandeur Hauptmann von Usedom. Der meldete dies unverzüglich dem Brigadekommandeur Oberst von Angern, der das dann unverzüglich mit der Bitte um Verleihung des Namens ,,Gespensterbrigade“ nach oben weiterreichte. Den Namen erhielten wir dann offiziell einige Zeit später. Sicherlich ist diese Bezeichnung auch an anderen Stellen in der Brigade aufgetaucht und auch nach oben gemeldet worden.
Nach Aufstellung der 11. und 14. Pz-Div aus der geteilten 11. Brigade und einer geteilten sächsischen Infanteriedivision (10.) führte die 11. PzDiv den Namen „Gespensterdivision“.