GTGJ: Sie wollen Geschichte und nicht Geschichten erzählen – vom 30.06.2004
Allgemeiner Anzeiger (AA) für den Kreis Gotha am 30.06.2004
Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e. V. hat Gedenkstätte
Sie wollen Geschichte und nicht Geschichten erzählen
Wölfis (AA/ksi). „Mittlerweile sind die Leute uns gegenüber auch offen geworden“, sagt Günter Zorn. Das heißt mit anderen Worten, man hält sie für keine Spinner mehr. Für Günter Zorn ist das eine besondere Wertschätzung der Arbeit der Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e. V. Denn mit Spinnern hat die ältere Generation rings ums Jonastal schon abenteuerliche Erfahrungen gemacht. Doch mittlerweile wissen sie, dass die Vereinsmitglieder ihr Motto sehr ernst nehmen, und das lautet: Geschichte erzählen statt Geschichten. Die Mitglieder tragen an Fakten zusammen, was sie über Jonastal, Truppenübungsplatz und Muna heraus bekommen. Sie arbeiten es auf – und sie geben ihr Wissen weiter. Seit kurzem in ihrer Gedenkstätte in Wölfis. Dazu bauen sie eine ehemalige Kegelbahn. Dort kann man nun Exponate sehen, die von der Zeit zeugen. Die Gedenkstätte Buchenwald steuerte beispielsweise Häftlingskleidung als Leihgabe bei. „Das war für uns wichtig“, meint Günter Zorn, der als Schatzmeister des Vereins fungiert. „Wir wollen Geschichte nämlich immer im Kontext sehen. Alles, was sich hier in den Jahren des so genannten Dritten Reichs abspielte, kostete tausenden von Menschen das Leben, brachte ihnen unvorstellbare Qualen.“
Deshalb ist eine der wichtigen Aufgaben des Vereines auch das Gedenken an jene, die hier litten und starben. So hat der Verein unter anderem das Denkmal im Jonastal restauriert und neu gestaltet.
Was von der Geschichts- und Technologiegesellschaft an Wissen zusammengetragen ist, wird nicht allein in Wölfis dokumentiert. Vorträge in den verschieden Orten füllen regelmäßig die Säle. Und ganz wichtig ist, die Jugend in die Arbeit des Vereins einbeziehen. „Wir sind regelmäßig in Schulen und halten Vorträge. Derzeit arbeiten wir in fünf Projektgruppen an Regelschule und Gymnasien. Dort werden großformatige Tafeln erstellt“, weiß unser Gesprächspartner. Diese werden später entlang eines Wanderweges durchs Jonastal stehen. Auf der einen Seite informieren sie über die geschichtlichen Ereignisse, auf der anderen erfährt der Wanderer wissenswertes über Flora und Fauna.
Das Projekt wird von der Agentur für Arbeit in Arnstadt mit AMB-Kräften unterstützt. Und das geschieht derzeit, wie man weiß, nur nach gründlicher Überprüfung auf Sinnfälligkeit. „In Wölfis brauchen wir eine Sekretärin“, erklärt Günter Zorn, „sie muss archivieren und koordinieren. In diesem Falle ist die Agentur für Arbeit in Gotha in der Pflicht. Ich hoffe, auch dort wird man uns unter die Arme greifen.“
Wer die Ausstellung in Wolfs besuchen will oder Fragen hat: der Verein ist unter 03624/33 5990 … zu erreichen.