NS-Massengrab auf dem Flughafen Stuttgart entdeckt – vom 22.09.2005
Quelle: Freie Presse Chemnitz am 22.09.2005
NS-Massengrab auf dem Flughafen Stuttgart entdeckt
Vermutlich 34 jüdische Zwangsarbeiter verscharrt
Stuttgart. Bei Bauarbeiten auf dem Stuttgarter Flughafen ist vermutlich ein Massengrab mit den Leichen von 34 NS-Zwangsarbeitern entdeckt worden. Wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt gestern mitteilten, handelte es sich wahrscheinlich um jüdische Gefangene des Arbeitslagers Echterdingen. Sie waren zwischen November 1944 und Februar 1945 auf dem damaligen Fliegerhorst als Zwangsarbeiter eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Mordverdachts gegen Unbekannt auf. Staatsanwalt Bernhard Häußler sagte, es bestehe der Verdacht „der grausamen Tötung durch Verhungern lassen“.
Bei Schachtarbeiten seien in rund einem Meter Tiefe die ersten Skelettteile gefunden worden. Die sterblichen Überreste werden den Angaben zufolge derzeit geborgen. Die Untersuchung könne noch Wochen in Anspruch nehmen. Zur Zeit des Dritten Reiches befand sich auf dem Flughafengelände ein Arbeitslager des im Eisass gelegenen Konzen trationslagers Natzweiler-Struthof. Nach ersten Einschätzungen und Erkenntnissen waren von Mitte November 1944 an jüdische Häftlinge in dem damaligen Flugzeughangar untergebracht. Das Arbeitslager war im Februar 1945 nach Ohrdruf evakuiert worden.
Norbert Walz vom Landeskriminalamt sagte, in einem Fall gebe es Hinweise, dass das Opfer gefesselt war. Zwei oder drei Personen hätten vermutlich noch gelebt als sie in dem Massengrab verscharrt worden seien. Die Ermittler versuchen nun, an Häftlingslisten des Lagers zu kommen. Mit Hilfe dieser Listen sollen dann eventuell Verwandte ausfindig gemacht werden. Mit DNA-Proben soll dann versucht werden, die menschlichen Überreste zu identifizieren. Nach Aussagen ehemaliger Häftlinge waren zwischen November 1944 und Januar 1945 wahrscheinlich über 100 Menschen jüdischer Herkunft an Hunger und einer Fleckfieberepidemie gestorben, berichteten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt. Bereits im Oktober 1945 waren 66 Leichen exhu^ miert worden, die in einem Waldstück vergraben worden waren, (ap)