Von Mythen und Monstern im Jonastal – vom 26.07.2005

Quelle: Thüringer Allgemeine am 26.07.2005 (Ilmkreis)

Von Mythen und Monstern

ILMKREIS. Die Erinnerung an das Jonastal mit seiner unheilvollen Geschichte, dem Todesmarsch von Häftlingen, die beim Bau des so genannten Führerhauptquartiers geschunden und getötet wurden, wird auf vielfältige Weise mit Gedenkstätten wach gehalten. Jetzt kommt ein Geschichtspfad hinzu. Manche vergleichen es mit dem Loch-Ness-Ungeheuer, was in den zugemauerten und noch nicht entdeckten Stollen im Jonastal an nicht aufgearbeiteter Geschichte lauert. Eine solche Bezeichnung wird dem Geschehenen jedoch nicht gerecht, denn das Grauen war unbeschreiblich. Die tatsächlichen Geschehnisse und das, was noch im Verborgenen schlummert, will der Jonastal-Verein aufarbeiten – ohne Hypothesen aufzustellen, ohne sich irgend welcher Spekulationen zu bedienen. Er geht erst dann mit neuen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit, wenn diese tatsächlich auch beweisbar sind.

Neben dem Dokumentationszentrum in Wölfis (TA berichtete), das sich bereits regen Interesses erfreut, wird Mitte August der Geschichts- und Naturlehrpfad im Jonastal eröffnet. Vereinschef Johannes Alt aus Gehren von der Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e. V. stellte das Projekt nun vor: Seit Alters her ranken sich viele My then um das enge Tal mit seinen schroffen Muschelkalkfelsen. Nicht nur durch seine besondere Flora und Fauna gelangte das Gebiet zu großer Bekanntheit. Tausende Häftlinge trieben unter unmenschlichen Bedingungen unter der Aufsicht der SS von 1944 bis 1945 die Stollen in den Muschelkalk, befehligt von Monstern. Vor allem der Jugend wolle man diese Geschichte vermitteln, sagte Johannes Alt, damit das nie vergessen werde.

Und so wurde mit Hilfe von Vereinsmitgliedern, von ABM und Mitarbeitern des Arnstädter Bildungswerkes ein kleiner (8, 5 Kilometer) und ein großer Rundwanderweg (20 Kilometer) als Geschichts- und Naturlehrpfad angelegt. Letzterer beginnt am Parkplatz Gossel, führt entlang der ehemaligen Kleinspurbahn bis zum Stollen 1 bis 25, dann am Denkmal vorbei zu den Resten einer Wasserzisterne. Von hier aus geht der Weg nach Espenfeld zum Denkmal entlang des Gottesholzes und der Ebanotte. Er endet schließlich wieder in Gossel am Parkplatz.

Für jene Interessierten, die nicht gut zu Fuß sind und den kleinen Wanderweg bevorzugen, gibt Johannes Alt folgende Beschreibung: Der Lehrpfad beginnt an den Resten der alten Kompressorstation im Jonastal, führt an der Pumpennische vorbei hin zur ehemaligen Reparaturwerkstatt – wo noch Fundamente erhalten sind. Schließlich geht es zum Stollenkomplex 1 bis zwölf, dann 13, 14, 15, im Weiteren zu Stollen 16 bis 25.

„Taschenlampen brauchen Geschichtsinteressierte nicht mitzubringen“, betonte der Vereinschef, denn von innen würde ohnehin kein Stollen gezeigt. Einige seien verperrt, die anderen zugesprengt und verschüttet. Während auf beiden Rundwanderwegen die Schilder mit den jeweiligen Gesichtsdaten auf der Vorderseite zu finden sind, ist auf der Rückseite die Information über Fauna und Flora auf vermerkt. Ist doch das Gebiet reich an seltenen Pflanzen und Tieren, wie Fledermaus, Uhu, Ödlandschrecke. An jedem letzten Sonntag im Monat wird eine Führung über das Gebiet vorgenommen. Beginn ist um 14 Uhr am Dokumentationszentrum in Wölfis. Offiziell wird der Geschichts- und Naturlehrpfad am 14. August eingeweiht.
Von Marlis KIESEWALTER

25.07.2005

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