Spur endet in Crawinkel – Tatsachenbericht über den Waggon von Compiegne – vom 04.04.2006

Quelle: Thüringer Allgemeine am 04.04.2006

Spur endet in Crawinkel
Tatsachenbericht über den „Waggon von Compiegne“ in der Gemeindeschenke Crawinkel

Seit jeher ranken sich zahlreiche Mythen rund um das Gebiet Crawinkel. Nach 15-jähriger Spurensuche konnte nun das Geheimnis des berühmten „Waggons von Compiegne“ aufgeklärt werden. Dazu wurde am Freitag ein Buch präsentiert.
Von Anica TROMMER

CRAWINKEL. Vor 61 Jahren, am 31. März 1945, kam der berühmteste Eisenbahnwaggon der Welt nach Crawinkel. Was mit dem „Waggon von Compiegne“ danach passierte, blieb seither im Dunkeln. Dankmar Leffler und Klaus-Peter Schambach machten es sich zur Aufgabe, das Geheimnis des Waggons mit der Nummer 2419 D zu lüften. Ihr Ergebnis präsentierten sie in Form eines Buches mit dem Titel „Die geheime Fahrt ins Vierte Reich“ am Freitag Abend in der Gemeindeschenke in Crawinkel.
Der legendäre „Waggon von Comnpiegne“, der auf Befehl des französischen Marschalls Foch von einem Speisewagen in einen Salonwagen umgebaut wurde, war nicht nur Schauplatz der Waffenstillstandsverhandlungen im Jahre 1918, sondern diente auch Hitler als Verhandlungsort. 1921 brachte man den Waggon aus dem Wald von Compiegne nach Paris, wo er für die Öffentlichkeit zugänglich am Invalidendom aufbewahrt wurde. Die Stelle im Wald wurde zu einer Gedenkstätte umgebaut, in der man später auch den Eisenbahnwaggon versteckte. Erst 1940, auf Befehl Hitlers, wurde der Waggon aus seinem Versteck geholt und für die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland eingesetzt. Als Zeichen des Triumphes über Frankreich nahm Hitler den Waggon mit nach Berlin, doch dort verloren sich die Spuren des Eisenbahnwagens. Nach einer öffentlichen Zurschaustellung im Berliner Lustgarten verschwand das Beutestück in einem Depot.

Noch Jahrzehnte nach seinem Verschwinden geht man in Frankreich davon aus, dass der „Waggon von Compiegne“ bei einem britischen Luftangriff zerstört wurde. Doch was war wirklich geschehen? Unter strenger Geheimhaltung kam der Eisenbahnwaggon nach Crawinkel und dort fand er auch sein Ende. Am 117 12. April 1945 fand man den Waggon, laut mehrerer Zeugenaussagen, schwelend in der Muna (ein Waldgebiet zwischen Crawinkel, Ohrdruf, Luisenthal und Wölfis). Einige erhalten geblichene Bauteile sowie eine nachgebaute Kopie des Waggons befinden sich in der Gedenkstätte in Compiegne/Frankreich.

In Erinnerung an den „Waggon von Compiegne“ ist nun auch eine Gedenkstätte in der Nähe seines letzten Standortes am Bahnhof Crawinkel in Planung. „Wir möchten diese Geschichte vor allem an die jüngeren Generationen weitergeben, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, so Schambach. Gemeinsam mit der Gemeinde wolle man diese Stätte etablieren.

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