Abschied von Cläre Werner – vom 03.05.2003

(c) Arnstädter Stadtecho Mai 2003

Am 26. April verstarb die „Lady von der Wachsenburg“

Im Seniorenpflegeheim Tüttleben beging sie am 13. Februar noch ihren 90. Geburtstag. Cläre Werner erblickte das Licht der Welt auf der Veste und war später über Jahrzehnte als Burgfräulein auf der Wachsenburg tätig. Diese Aufgabe übernahm sie noch vor dem Krieg bis hinein in die 60er Jahre. Ihr Vater Edmund Werner gehörte der „Wachsenburggesellschaft“ an und betrieb auf der Burg über viele Jahre auch die Gastwirtschaft. Cläre Werner, deren Verlobter im Krieg fiel, übernahm die Aufgabe des Vaters, pflegte ihre Mutter und engagierte sich beispielhaft für die Burg und ihre Ausstellungen. Zu den großen Verdiensten von Cläre Werner gehört ihr Engagement für die kampflose Einnahme der Stadt durch die Amerikaner im April 1945. In ihren Erinnerungen beschreibt sie auch ein geheimes Treffen des Widerstandskreises im deutschen Militär unter Stauffenberg, dessen Feldstecher sie noch Jahre in ihrem Besitz hatte. Ihr Herz gehörte vor allem auch den Heimatsammlungen, die sie persönlich teils restaurierte, pflegte und aufbewahrte. Dazu gehörte eine Thüringer Trachtensammlung ebenso wie eine militärhistorische und naturwissenschaftliche Ausstellung, die später aufgelöst bzw. an andere Museen weitergegeben wurden. Ihr Engagement erstreckte sich in weiten Teilen aber auch auf die Erfoschung und Bewahrung Thüringer Traditionen und Bräuche. Dennoch blieb ihre Persönlichkeit wegen bestimmter Aussagen zu Ereignissen am Kriegsende immer ein wenig umstritten. Zweifelsohne aber gehört sie zu jenen mutigen Frauen, die während des Einmarsches der Amerikaner Schlimmes für Arnstadt mit verhinderten – so wie dies der Holzhäuser Pfarrer Lämmerhirt und andere Bürger ebenfalls taten. Dank und Ehrung hat sie dafür bis heute von niemandem erfahren. Vielleicht könnte ihr Tod ein Anlass werden, um die Verdienste von Cläre Werner wieder aus dem Vergessen der Geschichte herauszustellen. Ich werde sie als engagierte, mutige und wissbegierige Dame in Erinnerung behalten. Eben als Lady von der Wachsenburg, wie sie in einem Beitrag der „Thüringer Allgemeinen“ vor wenigen Jahren bezeichnet wurde.

Hans-Joachim König

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