Beisetzung in Buchenwald – Sterbliche Überreste von Häftlingen erhalten Ruhestätte – vom 13.11.2004

Quelle: Thüringer Allgemeine vom 13.11.2004

Beisetzung in Buchenwald
Sterbliche Überreste von Häftlingen erhalten Ruhestätte

Schon einmal waren in Buchenwald die sterblichen Überreste von Häftlingen gefunden worden. Auf dem Dachboden des Krematoriums entdeckte man im Mai 1997 700 Urnen mit Asche- und Knochenresten, die später im Rahmen einer interkonfessionellen Feier auf dem Friedhof beim Glockenturm beerdigt wurden. Eingang fand der Fund auch in einem Buch. In Der Aschemensch von Buchenwald erschuf der Ungar Ivan Ivanji, der selbst auf dem Ettersberg eingesperrt war, ein Wesen, in dem sich die Identitäten und Kulturen der Toten zu einer Art nachgelassenem Bewusstsein gemeinsamen Trauerns und Erinnerns vereinen.

Noch einmal findet nun morgen eine Beisetzung auf dem Friedhof Ettersberg statt. Anlass ist die Übergabe von Asche- und Knochenresten unbekannter KZ-Toter durch das Deutsche Historische Museum in Berlin. Diese waren dem Zentralen SED-Parteiinstitut in den vierziger Jahren überlassen worden. 1962 gingen sie ans Museum für Deutsche Geschichte über, das als zentrales DDR-Geschichtsmuseum auch für die Ausstellungen in den ehemaligen KZ zuständig war. Im Zuge der Auflösung des 1952 vom ZK der SED gegründeten Museums nach der Wende übernahm das Deutsche Historische Museum Berlin dessen Bestände.

Dort war man allerdings erst vor wenigen Monaten bei der Durchsicht der Depots in Vorbereitung einer neuen Dauerausstellung auf das besondere Inventar gestoßen, zu dem auch Asche- und Knochenreste unbekannter KZ-Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz und Sachsenhausen gehören. Das Museum habe sofort reagiert und die Rückführung der Brandasche an die jeweiligen Orte veranlasst, so die Gedenkstätte Buchenwald. Morgen sollen nun die menschlichen Überreste in einem Urnengrab auf den Friedhof Ettersberg eine würdige letzte Ruhestätte finden. Einmal mehr habe man dafür einen überkonfessionellen Rahmen gewählt, so Gedenkstättensprecherin Ursula Härtl. Erwartet werden dazu Geistliche der evangelischen, katholischen und russisch-orthodoxen Kirche sowie der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. Eine Texttafel werde in Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Polnisch und Russisch über die Geschichte des Aschefundes informieren.

Der Friedhof am damaligen Bismarckturm, der später dem Glockenturm weichen musste, war Ende April 1945 von der US-Armee für etwa 400 ehemalige KZ-Häftlinge verschiedener Nationen angelegt worden, die nach der Befreiung an den Folgen der Lagerhaft starben. 1955 ließ die Bauleitung des Mahnmals einen Teil der Gräber um betten, weil sie den Bau des Glockenturms behinderten. Nach der Wende konnten Namen und Grablagen der Toten ermittelt und die Gräber so gekennzeichnet werden. hm

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