Crawinkel: Geopfert für den Endsieg – Erinnerung an das Kriegsende – vom 09.04.2005

Quelle: Thüringer Landeszeitung am 09.04.2005

Erinnerung an das Kriegsende

Crawinkel. (tlz) „Geopfert für den Endsieg. Crawinkel 1945 – Ein Dorf im Schatten des Truppenübungsplatzes“, so lautet der Titel des neuen Buches, dass Dankmar Leffler am Donnerstagabend in der vollbesetzten Marienkirche vorstellte. Auf Einladung der politischen und der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde gedachten dort die zahlreichen Anwesenden des 60. Jahrestags der Zerstörung ihres Ortes, der zwischen dem 7. und 11. April 1945 in Schutt und Asche fiel, als US-amerikanischen Truppen ihn bombardierten und beschossen.

„Für unseren Heimatort Crawinkel und seine Bewohner waren diese Tage im April 1945 wahre Schicksalstage. Leider aber Schicksalstage im negativen Sinne“, umriss Bürgermeister Stefan Schambach in seiner Rede die damaligen Ereignisse. Während das benachbarte Wölfis am 6. April kampflos eingenommen wurde, waren durch die Vereitelung der SS zeitgleich mehrere Versuche gescheitert, die weiße Fahne auf dem Crawinkler Kirchturm zu hissen. Stattdessen wurde das Gotteshaus durch Artilleriebeschuss selbst zur Zielscheibe.

75 Prozent der Bausubstanz kaputt

Doch damit nicht genug: etwa 75 Prozent der Bausubstanz waren betroffen, 67 Häuser am Ende total zerstört und viel schlimmer: zwölf Menschen verloren kurz vor Kriegsende ihr Leben. Ihrer wurde in der Marienkirche mit dem Anzünden je einer Kerze gedacht. Zeitzeugin Traude Böttner erinnerte an die damaligen Ereignisse.

Flammenmeer zerstörte Fachwerk

Ihre Schwester Kriemhild Wallendorf geborene Reinhardt hat ihre Erlebnisse zusammen mit 35 weiteren Autorinnen und Autoren zu Papier gebracht. Die Reinhardts waren damals unmittelbar betroffen, als das Elternhaus in der Erfurter Straße 10 (heute Blumenladen) total abbrannte.

„Die Amis hatten Brandbomben geworfen oder mit Phosphorgranaten geschossen“, erinnert sich Kriemhild Wallendorf. Tatsächlich verwandelte der Phosphor die vielen Fachwerkhäuser binnen kurzem in ein riesiges Flammenmeer. Viele verloren dabei ihre Angehörigen und sahen Haus und Hof in Flammen aufgehen. Diese unmittelbar Betroffenen sehen den Krieg „auch heute – 60 Jahre danach – mit anderen Augen“, erklärte Stefan Schambach in seiner Rede, die er mit den Worten schloss, die auch über der Veranstaltung in Crawinkel standen: „Der beste Schutz des Friedens ist immer die Erinnerung an die Schrecken des Krieges“.

Aus diesem Grunde ist auch das vorliegende Buch entstanden, für das neben Dankmar Leffler der Ortschronist Gerhard Fischer verantwortlich zeichnet.

08.04.2005 Von Hartmut Ellrich


Quelle: Thüringer Allgemeine am 29.03.05

Crawinkel in Gedenken

CRAWINKEL. Am 7. April, 19 Uhr, findet in der Crawinkler Sankt Marien Kirche eine Andacht zum Gedenken an die Opfer des Krieges und an die Zerstörung des Ortes vor 60 Jahren statt. Damit will die evangelische Kirchgemeinde gemeinsam mit der politischen Gemeinde insbesondere an die Schrecken und das Leid der letzten Tage des 2. Weltkrieges in Crawinkel erinnern. Der Ort war in den Tagen vom 7. bis zum 11. April in weiten Teilen zerstört worden, weil sich versprengte SS-Truppen verschanzt hatten und den in Richtung Jonastal vorrückenden Amerikanern heftige Gegenwehr leisteten. Mehrere Versuche beherzter Bürger, durch Hissen der weißen Fahne am Kirchturm eine friedliche Übergabe Crawinkels an die amerikanischen Truppen zu erreichen, wurden von der SS unter Androhung von Gewalt verhindert. Was folgte, war heftiger amerikanischer Beschuss und die Bombardierung des Ortes, bis die SS-Leute schließlich aufgaben und aus dem Dorf flüchteten. Etwa 70 Prozent des Gebäudebestandes waren jedoch durch den Beschuss in Mitleidenschaft gezogen worden, zahlreiche Gebäude waren ganz zerstört worden.

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