Das Buchenwald-Denkmal – Geschichte und Legenden – vom 27.01.2003

(c) MDR Quelle: -> Das Buchenwald-Denkmal
von Jan Schönfelder

Fritz Cremers Figurengruppe am Fuße des Glockenturms auf dem Ettersberg bei Weimar wird demontiert. Die Bronzefiguren von 1958, die an die Opfer des KZ Buchenwald erinnern, müssen für zwei bis drei Jahre in die Werkstatt. Die Kosten für die Restaurierung werden auf rund eine Million Euro geschätzt.

Es ist eine der bekanntesten Plastiken der DDR: Das Buchenwald-Mahnmal von Fritz Cremer. 1958 wurde der Bronzeguss aus Lauchhammer feierlich in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte bei Weimar eingeweiht. Seitdem ist die Figurengruppe aus der weitläufigen Gedenkstätte nicht mehr wegzudenken. Funktionäre, Jugendweihe-Teilnehmer und ehemalige Häftlinge pilgerten über Jahrzehnte zu ihr, um den „verordneten Antifaschismus“ der DDR mit Massenaufmärschen zu beschwören. Jetzt wird die rostende Plastik abmontiert, um sie zu restaurieren. Die Arbeiten sollen voraussichtlich drei Jahre dauern und etwa eine Million Euro kosten.

Die Legende
Das Buchenwald-Mahnmal thematisiert zwei Legenden: Zunächst wird die angebliche Selbstbefreiung der Häftlinge dargestellt. Die DDR-Legende wollte es, dass die Häftlinge sich im April 1945 unter kommunistischer Führung selbst befreiten. Mit einschmuggelten Waffen sollen sie die Wachtürme gestürmt haben. Tatsächlich waren die SS-Wachmannschaften, die die innere Verwaltung des Lagers in die Hände der kommunistischen Häftlinge gelegt hatten, vor den heranrückenden Amerikanern zu diesem Zeitpunkt bereits geflohen, so dass die Häftlinge das Lager den US-Streitkräften übergeben konnten. Den heroischen Aufstand der Häftlinge, wie in der Plastik dargestellt, gab es nicht.

Die zweite Legende dreht sich um das Kind am linken Rand der Figuren-Gruppe. Die Geschichte des Jungen hat der Schriftsteller und ehemalige Buchenwald-Häftling Bruno Apitz in seinem Roman „Nackt unter Wölfen“ verarbeitet. Zwar trägt die Geschichte um die Rettung des jüdischen Kindes authentische Züge, doch ist der Roman ganz im Sinne des „verordneten Antifaschismus“ geschrieben. Selbstlose Kommunisten organisieren die Rettung des Kindes und bereiten gleichzeitig den Aufstand im Lager vor.

Wie die meisten Geschichten aus dem kommunistischen Widerstand ist auch dieser Roman heroisch, spannend und ganz im Sinne der sozialistischen Pädagogik. Das Buch, welches 1958 veröffentlich wurde, gehörte zum Lehrplan an allen DDR-Schulen. Bereits vier Jahre nach der Veröffentlichung wurde „Nackt unter Wölfen“ verfilmt. Auch in dem Propagandastreifen wird der antifaschistische Widerstand der Buchwald-Häftlinge zum Gründungsmythos der DDR verklärt.

zuletzt aktualisiert: 27. Januar 2003 | 13:28

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