Führung mit Zeitzeugen durch die ehemalige Muna Crawinkel – vom 01.05.2004

Quelle: Thüringer Allgemeine – Lokalteil Ilmkreis/ Arnstadt 01.05.2004

Führung mit Zeitzeugen
Geschichte- und Technologieverein Jonastal will stärker Jugendliche interessieren

CRAWINKEL.
Der Geschichts- und Technologieverein Jonastal e.V. (GTGJ) veranstaltete kürzlich im Rahmen seiner Mitgliederversammlung eine Führung unter der sachkundigen Leitung von Vereinsmitglied K.-P. Schambach durch die ehemalige Luftmunitionsanstalt Crawinkel (L-Muna). Anwesend waren auch zwei Zeitzeugen aus Wölfis, die bei Kriegsende im Jugendlichenalter waren. Die Luftmunitionsanstalt wurde Ende 1934/ Anfang 1935 erbaut. In der Literatur und in den Archiven finden sich bereits viele Hinweise auf das Objekt. Zum Beispiel waren dort laut Aussagen die Baustäbe 4 und 5 sowie die Küche des „Sondervorhabens S III“ untergebracht. Des Weiteren finden sich Hinweise auf Munitionsverbringungen und Endfertigungen von Munition und Bomben.

Im Herbst 1944 wurde auf diesem Gelände das Häftlings-Teillager S III Crawinkel mit anfangs 300 Häftlingen eingerichtet. Dieses Lager wurde später in geräumte Bunker verlegt. Auch sollen dort von den Häftlingen in Drei-Schicht-Ar-beit Tunnel und unterirdische Räume angelegt worden sein. Sogar von einer geplanten V-Waffen-Abschussrampe ist in den Archiven der BStU zu lesen. Herr Schambach nahm die seltene Gelegenheit wahr, die zwei bei der Führung anwesenden Zeitzeugen direkt zu fragen. Diese waren zum Kriegsende Jugendliche, die sich in ihrer Freizeit oft auf dem Gelände aufhielten. Bis heute hält sich das Gerücht, dass hier im Winter 1944/45 Häftlingsleichen verbrannt worden seien. Das konnten die Zeugen nicht bestätigen. Wahrscheinlicher ist, dass dafür das Nordlager Ohrdruf oder Buchenwald genutzt wurden.

Die Führung des Geschichtsund Technologievereins Jonastal stieß auf große Resonanz. Etwa 40 Teilnehmer nahmen daran teil, darunter auch einige Jugendliche, die bei einer Seminararbeit zur Thematik „S III“ vom GTGJ pädagogisch begleitet werden. Dem Verein liegt sehr viel daran, dass gerade bei der jungen Generation die Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte nicht zu kurz kommt. So hat es sich der Verein unter anderem zum Ziel gesetzt, im Laufe des Jahres gerade auch für Jugendliche solche Veranstaltungen unentgeltlich anzubieten. Bei der anschließenden Vorstandswahl im neu eingerichteten Vereinsheim in Wölfis wurde der bisherige Vorsitzende Johannes Alt in seinem Amt bestätigt. Erster stellvertretender Vorsitzender wurde Peter Schmidt, 2. Stellvertreter Michael Guttmann, zum Schatzmeister wurde Günter Zorn gewählt. Weiterhin wurden Norbert Voss, Roman Hayn, Dr. Holmer Tscheschlok, Holger Gessler und Wolfgang Kampa in den Vorstand gewählt. Der Geschichts- und Technologieverein hat seine Arbeit auch im Internet unter www.gtgj.de öffentlich zugänglich gemacht.
Wolfgang Kampa

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