Gedenken für die Opfer von S III – Anlässlich der Errichtung des Außenlagers des KZ’s Buchenwald – vom 26.11.2004

Quelle: Arnstädter Stadtechoam 26.11.2004

Gedenken für die Opfer von S III
Anlässlich der Errichtung des Außenlagers des KZ’s Buchenwald

ESPENFELD (br). Politische Vertreter des Ilm-Kreises und des Landkreises Gotha, Mitglieder von Opferbünden und interessierte Bürger hatten sich am 7. November auf dem Ehrenfriedhof nahe Espenfeld eingefunden, um der Opfer zu gedenken und wider das Vergessen zu mahnen.
Genau 60 Jahre später, nachdem das Außenkommando S III zunächst auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf, später dann auch in Crawinkel, Espenfeld und dem Jonastal von den Faschisten gegründet worden war. Die weiteste Reise hatte Victor Wyscheslawski aus Moskau angetreten. Als 17jähriger schuftete er im Lager – und überlebte. Viele Tausende – Juden, Sinti und Roma, Angehörige vieler Nationen, auch Deutsche – starben in Folge von Unterernährung, unmenschlichen Lebensbedingungen und den Strapazen brutalster Sklavenarbeit. Nun mahnte Wyscheslawski die Jugend, gegen Nazismus, Faschismus und Terrorismus zu kämpfen. Der Frieden sei nach wie vor in Gefahr, man müsse aufpassen. „Glockenklang allein reicht nicht“, sagte auch Dr. Helga Raschke, welche seit vier Jahrzehnten die Geschichte des S III erforscht. Noch zu vieles liege im Dunkeln sagte sie, während Dr. Harry Stein von der Gedenkstätte Buchenwald im Hinblick auf Filme wie der „Untergang“ mahnte, sich nicht nur jene Vergangenheit zu suchen, die passend sei. Die Wirklichkeit des Untergangs habe sich nicht in einem Luxusbunker in Berlin gezeigt, sondern unter den menschenverachtenden Umständen in Lagern wie dem S III. Über 7000 ermordete Menschen seien eben nichts für bequeme Kinosessel. Aber er habe Sorgen, dass die Qualen, welche die Häftlinge erdulden mussten, angesichts der Suche nach Sensationen in Vergessenheit geraten. Geheime Waffenproduktion, versteckte Schätze, Führerhauptquartier – um die Stollen im Jonastal rankten sich mittlerweile viele Gerüchte, Legenden und Spekulationen. All zu leicht würden dabei aber die Häftlinge vergessen, welche unter menschenunwürdigen Bedingungen das Stollensystem im Muschelkalk schufen. Dabei sei die Erde zwischen Ohrdruf, Crawinkel und Arnstadt mit dem Blut und dem Schweiß Tausender getränkt. „Für das unermessliche Leid, dass Sie erlitten haben, möchte ich mich im Namen der Menschen dieser Region entschuldigen“, sagte Dr. Siegfried Liebezeit, Landrat des Landkreises Gotha, zum Gast aus Russland gewandt. Es müsse gelingen, künftige Generationen für das Thema zu sensibilisieren. Mit einer Kranzniederlegung gedachte man der Opfer. Anschließend besuchte man das Mahnmal im Jonastal und das Dokumentationszentrums der Geschichts- und Technologiegesellschaft Jonastal in Wölfis.

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