Keine Spur von Hitlers Atombombe – Braunschweiger Forscher untersuchten die Proben – vom 16.02.2006

Quelle: Woldburger Nachrichten vom 16.02.2006

Keine Spur von Hitlers Atombombe
Braunschweiger Forscher untersuchten die Proben
Von Henning Noske

Hatte Hitler die Atombombe? Gab es 1945 einen Kernwaffentest im thüringischen Ohrdruf? Das jedenfalls behauptet der Historiker Rainer Karisch in seinem Buch „Hitlers Bombe“.

Doch Forscher der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig fanden jetzt heraus: Für die These von Hitlers Atombombe gibt es zumindest in Ohrdruf keinen Befund. Die gemessene Radioaktivität verunreinigten Bodens auf dem Gelände eines heutigen Truppenübungsplatzes der Bundeswehr hat ihre Ursache in oberirdischen Atombomben-Tests der 50er und 60er Jahre und in der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986. Die PTB-Wissenschaftler Dr. Herbert Janßen vom Fachbereich Radioaktivität und Dr. Dirk Arnold von der Arbeitsgruppe Umweltradioaktivität lassen keinen Zweifel aufkommen: „Insgesamt ergaben die Radionuklidanalysen keinerlei Hinweis auf eine Kernexplosion im thüringischen Ohrdruf.“

Autor Karlsch sagt, unter der Leitung der SS seien im Oktober 1944 auf Rügen und im März 1945 in Ohrdruf zwei nukleare Explosionen ausgelöst worden. Seine These: Hitler hatte die Bombe, die deutschen Physiker waren nicht so unschuldig, wie sie später erklärten. Das ist Sprengstoff, und entsprechend heiß wird das Thema diskutiert. Ausgerechnet die deutsche physikalische Instanz in Braunschweig untersuchte jetzt acht Bodenproben aus Ohrdruf, die vom Zweiten Deutschen Fernsehen angeliefert wurden. Die Methode ist einwandfrei. Atome, die zum radioaktiven Zerfall neigen, verraten sic h: Eine Kern-Explosion, für die hoch angereichertes Uran benötigt wird, müsste unverwechselbare Spuren hinterlassen haben. Nach allen Regeln der Messkunst wurden die Proben in PTB-Spezial-Laboren unter die Lupe genommen. Was die Forscher fanden, war neben Belegen natürlicher Radioaktivität das künstliche Cäsium 137. Es stammt aus dem explodierten Atom-Reaktor in der Ukraine.

Ist dies der endgültige Beweis, dass Hitler die Bombe doch nicht hatte? In dieser Frage gibt man sich bei der PTB ganz wissenschaftlich korrekt. Sprecher Dr. Jens Simon: „Das kann man mit Stichproben nicht herausfinden.“
In der Tat ist lediglich bewiesen, dass acht Proben aus Ohrdruf keinen Hinweis auf eine Kern-Explosion liefern. Über „Hitlers Bombe“ wird man vermutlich weiter diskutieren und streiten.

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