ARNSTADT. Zu einer spektakulären Rettungsaktion wurde die Arnstädter Feuerwehr am späten Montagabend in das Jonastal gerufen. Drei Jugendliche aus Suhl im Alter von 17 und 18 Jahren waren auf abenteuerliche Weise in das Stollensystem eingedrungen. Einer von ihnen hatte sich mit einem Strick in die etwa 17 Meter tiefe Höhle hinabgeseilt und kam aus eigener Kraft nicht mehr heraus. „Wenn ihn die anderen im Stich gelassen hätten“, so meint Feuerwehrchef Friedrich Schneeberger, „wäre der Junge glatt verhungert. Niemand hätte die Schreie gehört.“ Dabei deutet er auf die Einstiegsstelle. Die vom Umweltamt angelegte Ausflugsöffnung für Fledermäuse wurde vor einiger Zeit aufgemeißelt. Möglicherweise waren es Goldgräber, mutmaßt Friedrich Schneeberger.

Die beiden in Panik geratenen jungen Leute hatten am Abend, als ihr Freund in die Tiefe abgesackt war, auf der Straße einen Pkw-Fahrer angehalten und um schnelle Hilfe gebeten. „Zunächst glaubten wir“, so der Feuerwehrchef, „daß jemand abgestürzt ist, informierten Rettungswagen, Polizei und fuhren mit fünf Wagen los. An Ort und Stelle ließen wir einen Helfer am Seil hinunter.“ Der stellte fest, daß dem 17jährigen nichts weiter passiert war. Mit Seilen wurde der vermeintliche Schatzsucher vorsichtig hochgehievt. Arnstadts Ordnungsamtschef Norbert Wulf ist erschüttert, wie „leichtsinnig manche ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Sache hätte schlimmer ausgehen können.“ Die Stadtverwaltung wird schnellstens die Einstiegsstelle „sichern“. Für Polizeichef Hans-Peter Goltz sind die drei Suhler eher Abenteurer denn Straftäter. „Aufgebrochen haben das andere“, ist sich Goltz sicher. Die Polizei hat zwar noch keine Spur, will jedoch das Stollensystem im Auge behalten. Etwa 400 Schritt von der Höhle entfernt, wo im vorigen Jahr ein frisch gegrabener Tunnel zugeschüttet wurde, zeigten sich gestern frische Spuren geharkten Erdreichs. Ein offizieller Antrag für eine Grabungsgenehmigung ging erst jüngst an Bürgermeister Hans-Christian Köllmer (Pro Arn-stadt). Man prüfe nun „die Seriosität des Vorhabens“, so Köllmer, und „gebuddelt wird ohnehin“. Sorgen doch die Schatzsucher im einst geplanten Führerhauptquartier regelmäßig für negative Schlagzeilen.

Marlis KIESEWALTER

Quelle: bisher nicht genau ermittelbar – vrmtl. Thüringer Allgemeine nach dem 07.04.1997

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