Krankenhausbunker Arnstadt – vom 25.01.2005

Quelle: Arnstädter Stadtecho – Ausgabe Januar 2005

„Wir haben in diesem Bunker Baulicht installiert…“
Helmut Schade aus Berlin kramte in seinen Erinnerungen

„Von Helmut Schade aus Berlin, einer unserer zahlreichen Leser in der Ferne, erreichte uns folgender Leserbrief, den wir sehr gern veröffentlichen, da er auch bezug nimmt zu einem Thema, welches wir erst vor kurzem im Echo veröffentlichten. Der Krankenhausbunker unterhalb des Arnsberges zum Schutz der Patienten und der Bevölkerung vor Luftangriffen. Doch auch zu anderen Themen nach Helmut Schade Stellung, wofür wir ihm herzlich Dank sagen. Mit seiner Aussage hat auch er ein Teil zur Aufklärung bestimmter geschichtlicher Vorgänge in Arnstadt beigetragen. Er schrieb uns:

„Ich lernte ab 1943 als Elektroinstallateur bei der Fa. Willy Pezold in der damaligen Katharinenstraße 14, heute Oberbaurat-Acker-Straße. Der Betrieb war u. a. für die Instandhaltung und Errichtung neuer elektrischen Anlagen in verschiedenen städtischen Betrieben wie Rathaus, Wasserwerk, Arbeitsamt, Finanzamt und in erster Linie dem Krankenhaus zuständig. Aus dieser Zeit ist mir auch Herr Höpfner bekannt. Aber nun zu dem Bunker. Wir haben in diesem Bunker Baulicht installiert, welches in Abständen erweitert werden musste. Später begannen wir mit der Installation von Elektroleitungen. Diese mussten in Stahlpanzerrohr ausgeführt werden. Die Trassen sollten an der Stollendecke installiert werden. Leider wurde vergessen, in die Betondecke die Dübelleisten mit ein zu betonieren. Also, Hammer und Meißel und ran an den Beton. Aber der war so hart, dass wir kein Glück hatten, Schlitze für die Dübelleisten rauszuhauen. Es wurde dann ein Boschhammer rangeschafft, um die Arbeit zu er leichtern. Ich wurde in dieser Zeit von der Baustelle abgezogen, ich war ja noch Lehrling und musste ja auch noch andere Arbeiten verrichten, welche im Lehrprogramm vorgesehen waren. Die Angaben betreffs des Notausganges am Nordhang des Arnsberges (damalige Sedanstraße, heute Richard-Wagner-Straße) sind korrekt. Soweit ich mich entsinnen kann, gab es im Stollen noch einen Abzweig in Richtung Säuglingsheim. Leider habe ich keine Kenntnis darüber, ob der Bunker jemals fertig geworden ist.
Zu Ihrem Beitrag: „Ein deutsches Schicksal“ möchte ich folgendes bemerken: Ich habe Herrn Willy Meinhardt persönlich sehr gut gekannt. Herr Meinhardt war mit meinen Eltern befreundet und hat diese öfters besucht. Seine verstorbene Frau und meine Mutter waren Klassenkameradinnen und einmal monatlich fand mit anderen Damen der ehemaligen Klassengemeinschaft und deren Partner ein Treffen statt. Im Sommer wurden diese Treffen auch mitunter im Berggarten meiner Eltern am Eichfelder Weg veranstaltet. Herr Meinhardt spielte wunderbar Mandoline und stellte sein Können bei solchen Anlässen unter Beweis. Mir war zwar bekannt, dass Herr Meinhardt damals verhaftet wurde, aber über sein weiteres Schicksal war mir nichts bekannt. Diese Schilderung von Herrn Meinhardt hat mich sehr betroffen gemacht. Denunziationen waren ja damals an der Tagesordnung, meistens aus niederen Beweggründen und egal, was aus den betroffenen Personen wurde und was sie erleiden mussten. Eine Erfahrung dieser Art musste ich auch machen. Bezugnehmend auf unser Gespräch betreffs der kriegsgefangenen Franzosen soviel:
Meinen ersten Kontakt mit französischen Soldaten hatte ich etwa 1941. Damals hatte der Kohlenhandel Sparmberg in der Nordstraße franz. Soldaten als Arbeitskräfte. Die Kohlen oder andere Brennstoffe wurden angeliefert und von den betreffenden Arbeitskräften in die Keller gebracht. Dabei versuchten wir Kinder mit den Franzosen ins Gespräch zu kommen. Da gab es auf beiden Seiten viel Spaß und wir Kinder hatten ein paar Brocken Französisch gelernt. Auch bei Siemens arbeiteten Franzosen. Wenn diese Feierabend hatten, ging der gesamte Trupp in die Unterkunft. Diese war in der Plau-eschen Straße in der alten Schuhfabrik.

Auf dem Nachhauseweg kamen sie am Wollmarktsteich vorbei. Dort haben wir sie beobachtet, wie sie Frösche fingen. Wir wussten zwar nicht warum, bis mein Großvater mir erklärte, dass Froschschenkel eine Delikatesse seien und er das im 1. Weltkrieg in Frankreich kennen gelernt hat. Während meiner Lehrzeit hatte ich öfters bei der Firma Pötschke am Bahnhof zu tun. Damals standen ja die Fabrik und die Villa noch. Dort kam ich mit einem Franzosen in Berührung. Er war ca. 45 Jahre alt und sprach ein verhältnismäßig gutes Deutsch. Er stammte aus einem kleinen Ort in der Nähe von Toul. Wir haben uns viel unterhalten, soweit es die Zeit zuließ. Ich wurde Ende Februar 1945 eingezogen und habe ihn dadurch nicht wieder gesehen. Nach Kriegsende wurde das Gefangenenlager aufgelöst. Wir haben darin die Elektrik in dem ehemaligen Gefangenenlager wieder in Ordnung gebracht und haben gestaunt, wie schön sich die Franzosen alles eingerichtet hatten. Sogar ein kleines Theater war vorhanden, Scheinwerfer, gebastelt aus alten Marmeladeneimern, Kulissen und Dekorationen usw. Soweit meine Erinnerungen dazu“.

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