Mit einer Stimme zum Übungsplatz – vom 13.12.2004

Quelle: TLZ vom 13.12.04 – Lokalteil Gotha

Mit einer Stimme zum Übungsplatz

Gotha/Ilmkreis. (tlz) Eine Tradition beschworen am Freitag Ilmkreis-Landrat Lutz-Rainer Senglaub (CDU) und sein Gothaer Pendant Siegfried Liebezeit (SPD): Geht es um den Truppenübungsplatz Ohrdruf, dann sprechen die Anrainer-Landräte mit einer gemeinsamen Stimme. Trotz Parteigrenzen und gegen die eigenen Genossen, wie Liebezeit gegenüber der Bundestagsabgeordneten Petra Heß deutlich durchblicken ließ.

Beide Landräte eint die Sorge um den Fortbestand des Truppenübungsplatzes. Denn: Die mit der Bundeswehrreform kommende Kürzung und Verlagerung von Dienstposten bis auf einen Rest von 30 Stellen und das Ende des scharfen Schießbetriebes sind „mit einer Schließung des Platzes gleichzusetzen“. So schreiben es beide Landräte gemeinsam an Bundesverteidigungsminister Struck, ranghohe Militärs, die Spitze der Landespolitik und den Verband der Verfolgten des Nazi-Regimes. Dass das Konzept zur weiteren Nutzung des beinahe 100 Jahre alten militärischen Übungsgeländes noch gar nicht vorliegt, beunruhigt Liebezeit und Senglaub mehr, als Verteidigungsausschuss-Mitg lied Heß Befürchtungen zerstreuen kann: „Es wird weiter ausgebildet, nur nicht mehr mit scharfer Munition“. Entlassungen werde es keine geben, teilweise werden Ohrdrufer Dienstposten nur organisatorisch verlagert. Die Beräumung von militärischen Altlasten wird fortgesetzt. Weitere 45 Millionen Euro hat dafür das Verteidigungsministerium bis 2012 vorgesehen, so die Bundestagsabgeordnete. Auch sie will für Ohrdruf werben. Der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Hans-Heinrich Dieter, wird Anfang Januar den TÜP besichtigen.

Trotzdem sagt Heß zu Postenverlagerung und Ende des Schießbetriebes: „An der Entscheidung selbst wird der Minister nicht mehr rütteln.“ Einem Ohrdrufer Präzedenzfall kämen sonst 104 weitere der aktuellen Standortdiskussion nach.

CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Nolte hält dagegen: Nicht militärische, sondern finanzielle Gründe seien ausschlaggebend. Zusagen (vorheriger Bundesregierungen) würden in den Wind geschlagen. Und: Eine aktive Nutzung des Übungsplatzes bei nur 30 Dienstposten könne sie sich nicht vorstellen.

So sehen es auch Senglaub und Liebezeit. Erhalt der schützenswerten Landschaftsteile, der Gedenkstätten für Kriegsgefangene und Naziopfer, Erhalt der Arbeitsplätze und der Nutzung des Übungsplatzes für Polizei, Zoll oder Technisches Hilfswerk führen sie ins Feld. Begleitet auch von Sorgen: Wie sollen illegale Motocross-Rennen oder gefährliche Ausflüge von Bernsteinzimmer-Suchern auf den Übungsplatz verhindert werden. Schon jetzt haben die Ilmkreisgemeinden auf ihrem Terrain damit erhebliche Mühe. Ein „Mann in Uniform und Jeep“ sei auf dem TÜP eine größere Hemmschwelle als ein Landschaftsgärtner, so Senglaub. Er fürchtet: „Wir kriegen ein riesiges ordnungspolitisches Problem. Die Sicherungsverantwortung ist ein Kampf gegen Windmühlen.“

10.12.2004 Von Oliver Bauer

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