Bundeswehr und Stadt sehen keinen Anlass für weitere Untersuchungen

Nach dem vom mdr am Wochenende aufgewärmten Thema um vermutete Atomtests im Gebiet Jonastal/ Truppenübungsplatz Ohrdruf zum Ende des Zweiten Weltkriegs werden weder Stadt Arnstadt noch Bundeswehr neue Überprüfungen in dem Bereich einleiten.

ARNSTADT – Der mdr informierte am Sonntag über ihm vorliegende Zeitzeugenberichte, die den Test einer Mini-Atom-bombe im März 194S als Möglichkeit bestätigten. Dabei handelt es sich allerdings um keine neuen Aussagen, sondern um seit Jahren bekannte Informationen, vor allem von Cläre Werner.

Freies Wort traf zuletzt im August 2000 mit Cläre Werner, einstige Burgwartin der Wachsenburg, zusammen und veröffentlichte am 16. August 2000 noch einmal deren bereits 1962 zu Protokoll gegebenen Erinnerungen an drei besondere Explosionen am Abend, durch deren Helligkeit Zeitunglesen möglich gewesen wäre. Eine im Jahr 2000 Freies Wort vorliegende IMIS-Detailkarte der Gamma-Qrtsdosisleistung hatte für Thüringen insgesamt zwar mit die höchste Gammaleistung Deutschlands ausgewiesen, dies jedoch wurde auf natürliche Gegebenheiten zurückgeführt und lag im zulässigen Bereich. Leicht erhöhte Werte waren ohnehin nur westlich des Jonastals bis etwa nach Gotha auszumachen.

Der mdr griff die Thematik nun nach Erscheinen des Buches „Das Geheimnis der deutschen Atombombe“ auf, das unter Fachleuten als umstritten gilt. Neue Ansatzpunkte für Untersuchungen sieht denn auch die Stadtverwaltung Arnstadt nicht. Pressesprecherin Ange-. lika Stiel erklärte gestern, nachdem sich ein Verein gegründet hatte, der sich mit dem Thema Jonastal befasst, werde die Stadtverwaltung Arnstadt parallel nichts in dieser Sache unternehmen. Auch vom Truppenübungsplatz der Bundeswehr in Ohrdruf werden keine neue Initiativen zur Untersuchung des Platzes ausgelöst, wie der Kommandant gestern im Gesprach mit Freies Wort erklärte. „Uns wird hier das Bernsteinzimmer nachgesagt, Ufos, unterirdische Panzer und die Atombombe“, schickt Platzkommandant Andreas König gestern sämtliche Spekulationen dazu ins Reich der Fantasie. Er sieht die jüngsten Presseinitiativen dazu unter einem ganz anderen Aspekt: Möglicherweise geht es vorrangig um den Verkauf eines Buches.

Die Bundeswehr hatte, das erklärte König gestern im Gespräch mit Freies Wort, im August/September eine komplexe Untersuchung auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes. Demnach hatte ein unabhängiges Unternehmen im Beisein von Interessenten, die – so die Auffassung Königs- auch Kontakt zum Buchautoren hatten, Strahlungsuntersuchungen vorgenommen. „Es wurde Alpha-, Beta- und Gammastrahlung gemessen und das auf eine Länge von zehn Kilometern quer durch das Gelände“, erklärt der Kommandant. Alle 100 Meter seien Messpunkte fixiert worden, doch sei die Strecke auch ‚ über diese Punkte hinaus in ihrer Gesamtheit protokolliert, das Messgerät nicht ausgeschaltet worden. Ergebnis: Keine Auffälligkeiten, die Werte seien für Thüringen typisch leicht erhöht. „Damit ist unser Part beendet“, erklärt der Platzkommandant, er stehe weiteren Anfragen zwar offen gegenüber, sehe jedoch keinen Anlass, ohne neue Beweise weitere Un-tersuchungen durchzuführen und damit Steuergelder zu verschwenden. „Wenn es neue erhärtende Beweise gibt, sind weitere Prüfungen keine Frage“, diesen Umstand sieht König derzeit jedoch nicht gegeben.

Der mdr hatte am Sonntag im Thüringen-Journal von den bereits bekannten Darstellungen einstiger Augenzeugen berichtet. Sonntagabend gab es dann noch im Rundfunk nach 23 Uhr auf mdr Radio Thüringen eine Spezialsendung mit dem Buchautoren, aber auch Fachleuten, die diesen Darstellungen kritisch gegenüber stehen.

THOMAS KLÄMT

(c) Freies Wort vom 30.10.2001

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