TA-SERIE (4): Zum 50. Jahrestag der Befreiung

FOLGE 4: Es spricht für die Geheimhaltung des herausgegebenen Decknamenverzeichnisses im Raum „Olga“, daß es bis heute unter tausenden von Namen in der einschlägigen Literatur, beispielsweise von Prof. Hans Walter Wiehert (Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges“, Verlag Joh. Schulte, Marsberg 1993) oder in anderen Publikationen, nicht einmal im Decknamenverzeichnis der Stasi, genannt wird. Bei der äußerst spärlichen Dokumentenauffindung in deutschen Archiven, unseren Raum betreffend, kann eine Veröffentlichung unsererseites vielleicht dazu beitragen, daß Heimatforscher „fündig“ werden. In den meisten Fällen wurden die Anfangsbuchstaben der Orte zugrundegelegt. Hier das Verzeichnis: Ohrdruf – Olga, Gotha – Günther, Arnstadt -Alma. Ilmenau – Ilse, Schmalkalden – Siegwart, Ruhla – Rudolf, Kassel – Knut, Weimar -Werner, Georgenthal – Waldschlucht, Friedrichroda Wolfsturm, Tabarz – Habichtshof, Herrenhof – Wolfsberg, Tambach-Dietharz – Silvia und schließlich Elgersburg -Elke, Hinzu kam schließlich noch das Golf-Hotel Oberhof als Ausweiche für den Chef der Reichskanzlei. In einem dringenden und geheimen Fernschreiben, das von SS-Gruppen-Führer und Generalleutnant der Waffen-SS, Kammler, unterzeichnet ist, wendet sich dieser an den Chefadjutanten Himmlers, SS-Obersturmbannführer Grothmann mit dem Text: „Erb. kurze Mitteilung an Gauleiter Sauckel, daß Golfhotel Oberhof für S III vorbehalten bleibt und Gauleiter Sauckel deshalb auf Golfhotel Oberhof als Ausweiche für Gauleitung verzichten rnuß. Ich habe Gauleiter Sauckel davon verständigt, daß ich als Bevollmächtigter des Reichsführers SS nicht auf das Golfhotel verzichten kann.“ Am 14. Februar 1945 trifft das geheime, von Himmler persönlich unterzeichnete Schreiben bei Sauckel mit folgendem Text ein: „Lieber Parteigenosse Sauckel! Leider bin ich gezwungen, für das vom Führer befohlene Bauvorhaben S III auch das Golf-Hotel Oberhof in Anspruch zu nehmen. Ich bitte Sie deshalb, für Ihre Zwecke auf das Golf-Hotel Oberhof zu verzichten.“ Entgegen bisheriger Veröffentlichungen, die immer davon ausgingen, daß im Raum S III ein Hauptquartier für Hitler errichtet werden sollte, steht heute fest: Hitler hatte dazu zwar Befehle gegeben (siehe oben) wollte aber Berlin nicht verlassen und wäre schon gar nicht dazu zu bewegen gewesen, sich in eine Mausefalle wie das Jonastal zu begeben.

G. REMDT

Die Artikelserie von Gerhard Remdt, bestehend aus 21 Folgen zum 50. Jahrestag der Befreiung, erschien 1995 in der Thüringer Allgemeinen. Datum bisher nicht genau ermittelbar.

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