Tollkühne Thüringer und ihre fliegenden Kisten – vom 29.05.2003

MDR – 29.05.2003 – 15:50Uhr – Wiederholung vom 12.01.03

„Dem Luftverkehr wird in nicht allzu ferner Zeit eine bedeutsame Rolle im Leben der Menschen und der Völker zufallen“, sagte Herzog Carl Eduard von Sachsen Coburg und Gotha am 11. Juli 1910 anlässlich der Einweihung der neu erbauten Gothaer Luftschiffhalle. Es dauerte nicht lange, da wurde Gotha zum Zentrum der Luftfahrtindustrie und zum Anziehungspunkt für Flugzeugkonstrukteure aus ganz Europa. Doch als 1917 in Gotha gebaute Bombenflugzeuge London angriffen, bedeutete das erstmal das Ende der Thüringer Flugzeugproduktion. Nach dem Versailler Vertrag musste Gotha den Flugzeugbau einstellen und die Luftschiffhalle abreißen.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden in Thüringen wieder Flugzeuge gebaut. Neben der Produktion von Schulflugzeugen für die Luftwaffe begann man in Gotha damit, Zivilflugzeuge zu konstruieren. Ziel des unter dem Chefkonstrukteur Albert Kalkert stehenden Konstruktionsbüros war es, ein „Volksflugzeug“ zu bauen, das erschwinglich für jedermann sein sollte. Die Leistungen der als Gotha Go 150 bezeichneten Maschine waren so überzeugend, dass selbst der Schauspieler Heinz Rühmann den zweimotorigen Tiefdecker kaufen wollte. Der Zweite Weltkrieg verhindert die Großserie. In Thüringen wurden jetzt nur noch Flugzeuge für die deutsche Luftwaffe produziert. Mit Zehntausenden Zwangsarbeitern erweiterte die SS in einem Berg bei Kahla ein Stollensystem, um Jagdflugzeuge geschützt vor Luftangriffen zu bauen.

Nach dem Krieg begannen in Thüringen Enthusiasten damit, anhand alter Pläne Segelflugzeuge nachzubauen. 1954 startete das letzte vor dem Krieg in den Gothaer Büros entwickelte Flugzeug zum Erstflug über Thüringen. Die DDR-Regierung beschließt, Segelflugzeuge künftig im sächsischen Lommatzsch bauen zu lassen …

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