Vladi, Forouz
164 Seiten, ISBN 978-3-932752-55-1, 1. Auflage 2000 Mecke Verlag Duderstadt
Der Bahndamm, ein beträchtliches Erdwerk steht für Jahrtausende als Denkmal und spricht für sich, spricht zu uns, spricht von Sklavenarbeit inmitten unserer Südharzer Heimat, aus der Zeit unserer Eltern und Großeltern. Nie ist hier ein Zug zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands gerollt. So sehr sich Tausende von KZ-Häftlingen aus Belgien, Deutschland, Jugoslawien, Frankreich, Holland, Polen, Rußland und Ungarn zur Eile und mit dem Knüppel angetrieben von Kapos und SS zu Tode schinden mußten, verhungerten, erfroren oder nur mit knapper Not die anschließenden Todesmärsche und Massaker überlebten: der Blutzoll war umsonst. In sieben Monaten war fast die ganze Strecke fertig; eine 22 km lange Reichsbahnhauptstrecke als zweispurige Umgehungsbahn zwischen Osterhagen und Nordhausen. Anfang April 1945 wurden Baustellen und Lager vor den heranrückenden Alliierten geräumt. Wieda, Osterhagen, Nüxei und Mackenrode sowie Ellrich-Bürgergarten und Günzerode: in diesen sechs Außenlagern waren Häftlinge aus den KZ Buchenwald bzw. Mittelbau-Dora als III. und IV. SS-Baubrigade am Südharz untergebracht. Plätze und Geschichte dieser Lager und das Leiden ihrer Insassen waren am Südwestharz fast in Vergessenheit geraten. An den ehemaligen Lagern Mackenrode, Nüxei, Osterhagen und Wieda erinnern jetzt Gedenksteine und -tafeln an das Geschehen, am Ort der Schlußapotheose, in Gardelegen, eine Gedenkstätte. Heute bleiben uns das Versöhnen mit den Überlebenden, das Erinnern an die Opfer, an die Stätten des Unrechts, und immer wieder das Vergegenwärtigen: Welchen Geist, welche Mentalität, welche Strukturen müssen wir noch heute in uns bekämpfen, aus denen heraus unsere Gesellschaft einst zu solchen Untaten herabsank.