Denkmal für die Opfer – vom 29.09.2003

TLZ -Montag, 29. September 2003

Gotha. (tlz) Heimatgeschichte unterschiedlicher Couleur beschreiben Helga Raschke und TLZ-Autor Wolfgang Möller in neuen Broschüren. Während sich die Historikerin unter dem Titel „Das Außenkommando S III und die Bauvorhaben im Jonastal“ einem der dunkelsten Kapitel der Regionalgeschichte zuwendet, schildert der Technische Redakteur Möller „Meine Zeit mit Helga“ – verfasst anlässlich eines Geburtstages von Helga Raschke. Am Donnerstag stellten sie ihre neuen Werke vor. Helga Raschke präsentierte außerdem „Erinnerungen an Josef Ritter von Gadolla“. Das Lebensbild des Retters von Gotha verfasste sie mit dem Großneffen Gadollas, Egon Ehrlich.

Mit ihrer Schrift über das so genannte „Sondervorhaben“ der Nazis im Jonastal wollte die Historikerin aus Gotha den Häftlingen, die in den letzten Kriegsmonaten bei Ohrdruf schufteten und starben, ein Denkmal setzen.

Bis dato gebe es zum Jonastal nur Sensationshascherei und Vermutungen, sagt die Autorin. Sie verweist auf Schatzsucher, die seit der Wende in den Stollen buddeln, und die Spekulationen, die sich um „S III“ ranken. Angeblich sollen dort Schweres Wasser und Giftgas produziert worden sein. Andere sprechen gar davon, dass am 4. März 1945 im Jonastal eine Interkontinentalrakete mit Nuklearsprengkopf abgefeuert worden sei. Alles Spekulationen.

Tatsache: Im Herbst 1944, als der Krieg so gut wie verloren war, begannen die Nazis im Jonastal mit dem Bau eines unterirdischen Zentrums der Kriegsproduktion und einem „Führerhauptquartier“. Im Außenkommando das Konzentrationslagers Buchenwald mussten Häftlinge arbeiten, tausende kamen um.

Was die Nazis von den Aktenmaterial übrig ließen, beschlagnahmten die Amerikaner bei ihrem Einmarsch. Auch mehr als 50 Jahre nach Kriegsende gewähren sie keinerlei Einblick in die Unterlagen, stellt Raschke fest. Ihr Interesse gilt dem Schicksal der Gefangenen. Seit den 60er Jahren forscht sie zur Geschichte des Jonastals. Jetzt entstand eine 80-seitige Broschüre, in der Helga Raschke ein Bild vom Leben und Leiden der Häftlinge zeichnet. – 25.09.2003 Von Wieland Fischer

Die Broschüre „Das Außenkommando S III und die Bauvorhaben im Jonastal“ gibt es kostenfrei bei der Landeszentrale für politische Bildung des Freistaat Thüringen.

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