Landrat: Neue Trasse nicht gegen Proteste – vom 17.04.2002, 00:00Freies Wort, Lokalteil Arnstadt vom 17.04.2002

Bürgerversammlung in Espenfeld: Noch kein Gutachtentermin

Landrat Dr. Lutz-Rainer Senglaub (CDU) will eine Neubautrasse über das Jonastal nicht gegen massive Proteste der Bürger durchgedrückt wissen. Gleiche Einstellung kenne er auch vom Präsidenten des Straßenbauamtes.

ARNSTADT -In einer Einwohnerversammlung in Espenfeld hatten sich Montagabend Bürger und die Bürgerinitiative „Schutz intakter Lebensräume“ nochmals deutlich gegen eine Neutrassierung in der Höhenlage ausgesprochen. Noch allerdings sei dies kein bestätigtes Vorhaben, wird von behördlicher Seite immer wieder angeführt, so auch Dienstagabend. Ein Vertreter des Baulastträgers (Freistaat) der Jonastalstraße war zwar nicht zugegen, doch der Landrat fasste nochmals alle aktuellen Zusammenhänge zusammen. Demnach war der Ausgangspunkt der Überlegung einer Neutrassierung (Freies Wort berichtete) die erwartete Übergabe der Landesstraße an den Kreis. Der Freistaat hatte festgestellt, dass er gegenüber anderen Bundesländern zu viele Landesstraßen unterhalte. Die Jonastalstraße an den Kreis geben. Der Landrat pocht auf eine Übergabe in ordnungsgemäßem Zustand, weshalb auf einer Beratung des Thüringer Straßenbauamtes auch die Prüfung anderer Varianten beschlossen wurde, um die kostengünstigste festzustellen. Das Ergebnis des Gutachtens sollte zu Jahresende vorliegen, sei aber immer noch nicht bekannt. Die Bürgerinitiative läuft seitdem Sturm gegen eine Neubau-Variante über dem Tal, weil mit der Naturzerstörung auch Lärm in den bislang noch abgelegenen Orten Gossel und Espenfeld und eine Gefährdung des Trinkwassers entstehen würde. Obendrein sei die international tätige Sternwarte Espenfeld gefährdet. Senglaub wollte den Bürgern keinen Vorwurf machen, dass sie so früh reagiert hätten, allerdings sei noch gar nichts spruchreif. „Eine neue Straße zu übernehmen, schon mit Querelen vorweg, halte ich nicht für gut°, wolle er solches Projekt auch nicht durchgesetzt wissen, wenn es massive Proteste der Bürger gebe, sagte er. „Dann tragen wir es mit allen Konsequenzen!“ In diesem Zusammenhang rechtfertigte der Landrat die vorerst allgemeine Formulierung des Kreistags: Übernahme, egal welcher Route, nur in ordnungsgemäßem Zustand. Hatte doch zuvor Arnstadts Stadtrat Jörg Hilbrecht (Bürgerforum) erklärt, das Bürgerforum wolle einen Antrag wenn gewollt mit allen Arnstädter Fraktionen – gegen einen Neubau einbringen.

Bei Störpotenzialen will Landrat auf neue Trasse verzichtet wissen

Zur Bürgeranfrage, weshalb sich der Kreistag nicht deutlich gegen eine neue Trasse ausspreche, holte der Landrat weit aus, erläuterte die zu erwartende Rückstufung von Bundesstraßen durch die parallel betriebene A71, die dann auch die B87 und B4 in Teilbereichen aufnehmen werde, und erklärte, das Kreisstraßennetz von über 200 Kilometern sei nur als Ganzes zu übernehmen, „da müssen wir auch fair bleiben!“ Zum Jonastal verdeutlichte er nochmals, wenn die Straße nicht dem Niveau einer Kreisstraße entspreche, sei er nicht bereit, sie zu übernehmen, schließlich müsse er auch Schaden vom Kreis abwenden. Deutlich auch des Landrats Aussage: „Stellen sich (mit einer neuen Trasse – Anm. d. Red.) hier mehr Störpotenziale heraus, steht der Verzicht auf diese Variante an.“ Allerdings forderte Senglaub die Bürgerinitiative auch auf: „Die Schutzüberlegungen möchten bitte im Tal genauso gelten wie auf der Höhe, sonst würde ich das nicht ganz lauter finden!“ Hinweise des BI-Vorstands Volker Herzberg auf den Regionalen Raumordnungsplan, wonach neue Trassen nur zulässig seien, wenn sie zur Verbesserung der Lebensbedingungen führten, die Bürger sich von dieser neuen Trasse jedoch eher gestört sähen, wischte der Landrat mit einer einzigen Begründung vom Tisch: Die Verkehrssicherheit sei im jetzigen Zustand im Jonastal nicht gegeben, damit wären Planungen für eine neue verkehrssichere Trasse kongruent mit dem Raumordnungsplan. Herzberg ließ nicht locker, verwies auf vermehrte Abgasausstöße durch eine dann Berg-und-Tal-Bahn und auf die erhöhten Winterdienstaufwändungen für solch schwierige Strecke. Der Landrat dazu: Der Ilm-Kreis sei eine Region mit viel schwierigeren Stichen als sie hier entstehen würden: „Der Winter ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen.“ Sternwartenleiter Günter Loibl gab bei einem Rückbau der Straße Jonastal zu bedenken, dass dann dort regelmäßig ablaufen werde, was jetzt Samstag/Sonntag schon geschehe: Lärmbelästigung durch rizinusgetriebene Cross-Maschinen. Er sah in einer neu zu bauenden Berg-und-Tal-Bahn keine Alternative zur Sanierung der alten Trasse. „Gutachter für irgendeine Streckenführung kriegen Sie immer. Ich bitte ganz herzlich zu überlegen, ob hier unberührte Landschaft zerstört werden muss! Vielleicht ist die alte Trasse in der Sanierung teurer. Es wäre aber keine unüberlegte Zukunfts-Investition, die sich später bezahlt macht“, heimste Loibl den Beifall der knapp 50 Anwesenden ein. Befürworter eines Neubaus blieben in dem Treffen in der Minderheit und wollten Neubau nur, wenn die Sanierung Jonastalstrecke unrealisierbar sei. Landrat und Arnstadts Bürgermeister sprachen sich in der Runde für weitere Kontakte aus, besonders zu dem erwarteten Gutachten, für das noch keine Terminierung bekannt sei. Die BI ist sich sicher: Sanierung könne nicht teurer sein, als eine neue 8 Meter-Trasse durch den Wald.

Quelle: http://www.espenfeld-gossel.de

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