Oberst a.D. Dieter Zeigert stellt sein Buch übers Jonastal und die NS-Zeit- Lohnender Gang in die Archive – vom 13.12.2003

Lohnender Gang in die Archive

Oberst a.D. Dieter Zeigert stellt sein Buch übers Jonastal und die NS-Zeit

(c) TLZ 13.12.2003 Von Hartmut Ellrich

Ohrdruf. (tlz) Fast schon inflationär mutet gegenwärtig die Fülle an „einschlägiger“ Jonastalliteratur an, die von zahlreichen selbsternannten „Historikern“ auf den nimmersatten Markt geworfen wird. Den Weg in die Archive finden dabei die wenigsten von ihnen. Doch er kann lohnend sein, wie das neue Buch von Oberst a.D. Dieter Zeigert beweist. „Hitlers letztes Refugium?“ Das Projekt eines Führerhauptquartiers in Thüringen 1944/45 hebt sich von der Masse durch Klasse wohltuend ab.

Der Autor, in den 1990er Jahren als Kommandeur des Verteidigungsbezirkskommandos Erfurt auch für den Ohrdrufer Truppenübungsplatz (TÜP) zuständig, hat in akribischer Archivarbeit das Projekt „S III“ dokumentiert und kritisch bewertet.

Am Donnerstag stellte Zeigert auf dem TÜP Ohrdruf sein Werk einer interessierten Öffentlichkeit vor. Dazu eingeladen hatten der „Bund Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker“ die „Informations- und Dokumentationsstelle Kampfmittelräumung im Freistaat Thüringen“ und der „Verein Kampfmittelräumer in Thüringen“ Letzterer zählt gegenwärtig rund 30 Mitglieder, darunter auch drei Frauen, wie die Chemikerin Uta Benzin, die im Bereich Altlastenmanagement des Ohrdrufer TÜP beschäftigt war.

Die „ungehobenen Altlasten“ ließ Zeigert in seinem Vortrag links liegen. Stattdes-sen skizzierte er, in einem generellen Überblick, die Anlagen und Dimensionen der rund 20 Führerhauptquartiere, um sich in einem zweiten Schritt der Situation vor Ort anzunehmen immer im Blick die Häftlingsschicksale des berüchtigten Buchenwalder KZ-Außenlagers Ohrdruf. Besonders ging Zeigert auf die Rolle der SS ein. Beim Projekt „S III“ war es Heinrich Himmler erstmals gelungen, „in die Baudominanz des Rüstungsministers Speer einzubrechen“. Letztlich habe das Projekt jedoch kaum noch eine Aussicht auf rechtzeitige Fertigstellung gehabt, seien die Verlegungen „unter dem Druck der Ereignisse“ erfolgt. Mit einem Blick auf Fred Wanders Erzählung „Der siebente Brunnen“ schloss Zeigert seinen Vortrag. Wander, selbst Buchenwald-Häftling, hat den beklemmenden Alltag des Ohrdrufer Außenlagers festgehalten: „Der Krieg war verloren, das musste jedes Kind begreifen. Wie wahnsinnig trieben sie uns zu immer schnellerer Arbeit an, als wäre irgend etwas zu retten. Unterirdische Fabriken für Raketengeschosse? Die brauchten wir nicht mehr.“

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