Truppenübungsplatz Ohrdruf – vom 30.09.2003

vom 30.09.2003 Autor:Frank Schuldt
Südlich von Gotha liegt einer der kleineren Truppenübungsplätze: Ohrdruf. Trotz seiner „nur“ 5000 Hektar großen Fläche gehört er zu den bekanntesten in Deutschland. Denn an seinem südöstlichen Rand liegt das Jonastal, wo im Herbst 1944 unter strengster Geheimhaltung ein Bunkersystem als Führerhauptquartier errichtet wurde. Noch heute vermuten Verschwörungstheoretiker dort den Prototyp einer Atomrakete oder das Bernsteinzimmer. „Völliger Blödsinn“, schimpft Platzkommandant Hauptmann Andreas König, „die Amerikaner haben das Gebiet nach dem Krieg gründlich durchsucht und nichts gefunden.“ Trotzdem zieht das Jonastal immer wieder Schatzsucher und Neugierige an. Eine große Gefahr, da in Sperrgebieten überall auf dem Gelände noch Munitionsreste vor sich hinrosten. Und dann sind da noch weitere düstere Kapitel: In beiden Weltkriegen diente das Gebiet als Kriegsgefangenenlager, im Zweiten Weltkrieg zudem als Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Drei Gedenkstätten erinnern an die vielen Toten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stationierte die sowjetische Armee über 25.000 sowjetische Soldaten mit ihren Familien in Ohrdruf. Abgeschottet in einer eigenen Stadt. Zu sehen ist davon heute nichts mehr. Nach der Wende wurden die Gebäude abgerissen. Übrig blieb eine kleine Liegenschaft mit Kommandantur, Unterkunftsgebäuden und technischem Bereich für die übende Truppe, die Platz für mehr als 500 Soldaten bieten. Qualitativ ist der Truppenübungsplatz „up to date“. „Nachdem sich die Bundeswehr 1994 zur Weiternutzung entschlossen hatte, wurde viel Geld investiert“, erklärt König, „damals wurde praktisch bei null angefangen. Heute gehören unsere Schießbahnen zu den modernsten in Deutschland.“

Über 100 Kilometer Schotterweg legte die Bundeswehr an, zusätzlich etwa 18 Kilometer feste Straßen. Schießbahn sechs bietet die Möglichkeit zur Verteidigung einer Ortschaft, auf Bahn acht üben Infanteristen das Vorgehen in einer Ortschaft – alles ist automatisiert. Eingerahmt wird der Übungsplatz von sechs Gemeinden. Beschwerden über den Schießlärm sind selten, auch wegen der im Vergleich zu „sowjetischen Zeiten“ geringeren Lärmbelastung. Die wurde im Nutzungskonzept für Truppenübungsplätze im März vom Streitkräfteunterstützungskommando (SKUKdo) noch weiter eingeschränkt. Danach liegen die Rahmenschießzeiten werktags zwischen 7.30 und 15.30 Uhr, freitags geht’s nur bis 14 Uhr. In Ausnahmefällen darf auch samstags bis 14 Uhr geschossen werden. Nachtschießen sind nur zwei Mal pro Woche erlaubt, maximal je vier Stunden, Ende spätestens um ein Uhr nachts. An Sonntagen herrscht grundsätzlich Schießverbot. Generell liegen in den Sommerferien des jeweiligen Bundeslandes vier Wochen Übungsunterbrechung, die so genannte „Instandsetzungszeit“. Im Konzept heißt es weiter: „Das Ziel, die Belastung der Bevölkerung im Umfeld der TrÜbPl durch Verringerung der Anzahl der Schießtage zu verändern, ist weiter zu verfolgen.“ Ohnehin gab es zu einer Übernahme des Platzes durch die Bundeswehr keine Alternative – das Land Thüringen hätte die zahlreichen Altlasten gar nicht selbst räumen können. So gibt es das Waldgebiet „Tambuch“, in das Soldaten seit 100 Jahren mit allen zur Verfügung stehenden Waffen und Kalibern hineinschießen. Niemandsland, lebensgefährlich sogar für die Feuerwerker.Andere Gefahrenstellen haben die Kampfmittelräumkräfte bereits in den vergangenen Jahren gesäubert. Aber weite Teile sind immer noch unsicheres Gebiet. „Die Entsorgung ist eine unendliche Geschichte“, seufzt Kommandant König. In jüngerer Vergangenheit nutzte die Bundeswehr Truppenübungsplätze immer seltener. Großmanöver, früher teilweise mit bis zu 20.000 Mann und entsprechendem Großgerät, gibt es seit Mitte der 90er-Jahre nicht mehr. Ursachen sind die starke Auslastung der Einheiten durch Auslandseinsätze und die Reduzierungen, vor allem bei den Panzertruppen – und das fehlende Geld.

Infobox Ohrdruf Erstmals nutzten 1871 preußische Kavallerieeinheiten den Übungsplatz südlich von Gotha als Manövergelände. In den Weltkriegen diente das Gelände als Gefangenenlager, im Zweiten zudem als Außenlager des KZ Buchenwald. Die Häftlinge arbeiteten am geplanten Führerhauptquartier im Jonastal. Zu DDR-Zeiten waren in Ohrdruf bis zu 25.000 sowjetische Soldaten stationiert. 1994 begann die Bundeswehr mit der Nutzung. Heute bietet der 4950 Hektar große Platz vielfältige Infanterie-Ausbildungsmöglichkeiten und Unterkünfte für bis zu 950 Soldaten…. MEHR darüber? -> Link zum Bericht

Schießanlage

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