Wider das Vergessen – Gedenken am 07.11.2004 – vom 17.11.2004

Quelle: Gothaer Amtsblatt am 17.11.2004

Wider das Vergessen
Gemeinsame Gedenkfeier am Mahnmal Außenkommando S IM im Jonastal

(ÖIAM/Uh) Um gemeinsam der offiziellen Errichtung des Außenkommandos S III des Konzentrationslagers Buchenwald vor 60 Jahren zu gedenken, trafen sich am 7. November 2004 Vertreter beider Landkreise, des Landkreises Gotha und des Ilm-Kreises, an der Gedenkstätte in Espenfeld und legten Kränze nieder. Neben beiden Landräten, den Bürgermeistern der Stadt Ohrdruf, Klaus Scheikel, der Stadt Arnstadt, Hans Christian Köllmer, und der Gemeinde Espenfeld, Frau Ehrhardt, und zahlreicher Vertreter von Parteien, Vereinen und Verbänden nahmen als Vertreter beider Kreistage Professor Dr. phil. habil. Schröder für den Landkreis Gotha und Frau Misch für den Ilm-Kreis an der Gedenkveranstaltung teil. Als Ehrengäste weilten u.a. Heinz Koch, Stellvertreter von Professor Dr. Ludwig Elm, Vorsitzender des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes, Herr Alt, Vorsitzender der Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e.V., und der ehemalige Häftling Victor Wyscheslawski, der als 1 7-Jähriger im Jonastal die Hölle des Naziregimes erleben musste, der Gedenkfeier bei.

An die Tausende von Häftlingen, die hier unter menschenunwürdigsten Bedingungen beim Bau unterirdischer Anlagen im Fels des Jonastals für das sich kurz vor dem Untergang befindende Naziregime schuften mussten und den sinnlosen Tod weiterer Menschen, die sich noch im April 1945 auf den Todesmarsch nach Buchenwald begeben mussten, erinnerte der Landrat des Ilm-Kreises, Dr. Lutz-Rainer Senglaub, in seiner Eröffnungsrede. Die Gothaer Autorin Dr. Helga Raschke, die sich intensiv mit den Geschehnissen im Jonastal vor 60 Jahren befasst hat, schilderte die Bedingungen im Außenlager S III, hielt den Zuhörern eindringlich das Ausmaß der Menschenverachtung und der Brutalität vor Augen und mahnte angesichts der jüngsten Wahlergebnisse der Gefahr von rechts entgegenzuwirken. Herr Dr. Stein von der Gedenkstätte Buchenwald erinnerte nachdrücklich an den Schwur der Überlebenden des KZs Buchenwald von 1945: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ und betonte, dass nichts unversucht gelassen werden darf, dass dieser Schwur wahr wird. „Schlimmster Verlust aller Verluste, die dem Menschen widerfahren können, ist der Verlust des Vertrauens zu den Menschen“, mit diesem Zitat des schwäbischen Dichters Heuschele beschrieb Landrat Dr. Siegfried Liebezeit, was ihn an der Stätte der Erinnerung bewegte.

„Mord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit können durch nichts ungeschehen gemacht werden, aber es ist unsere menschliche Verpflichtung, uns immer wieder mit den Ereignissen in Deutschlands finsterstem Kapitel der Geschichte auseinander zu setzen und die Erinnerung daran wach zu halten. Das ist unsere Verpflichtung gegenüber Ihnen, sehr geehrter Herr Wyscheslawski und all den namenlosen Menschen, die hier gequält, gepeinigt und zu Tode gehetzt worden sind, und unser Auftrag an die Nachgeborenen“, fuhr er fort. „Für das unermessliche Leid, dass Ihnen und vielen, vielen anderen zugefügt worden ist, möchte ich mich, auch im Namen der Menschen der Region, bei Ihnen entschuldigen“. Mit diesen Worten überreichte Dr. Siegfried Liebezeit dem russischen Gast Bücher aus der Region und bat ihn, die Gewissheit mit ins heimatlichen Moskau zu nehmen, dass die Menschen die Chance genutzt haben, ein friedliches und friedliebendes demokratisches Land aufzubauen.

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