Zeugenaussage Alexander Wlasow
(oftmals auch Schreibweise Alexander Wlassow in der Jonastal-Literatur)

Ich bitte die Redaktion der „Komsomolska Prawda“, diesen Brief dem Autor des Artikels „Bunker für den Führer“, erschienen am 2. Dezember 1967, dem Genossen Lemenschuk, Mitarbeiter des Instituts für Geschichte der Partei, ZK der Ukraine, Filiale IML beim ZK der KPdSU, zu übersenden.

Verehrter Genosse Lemeschtuk!
In Ihrem Artikel behandeln Sie das ehemalige Häftlingskonzentrationslager S3 oder „Ordruf“ oder „Olga“ und „Rupo“ mit der Bitte, Ihre Aufgaben zu ergänzen. Ich befand mich in einer der Abteilungen dieses Lagers, im sogenannten „Nord- Lager“, vom Tag seiner Gründung an bis zum Ende.

 

Die ganze Wahrheit über die unterirdischen Arbeiten weiß ich nicht, aber einiges kann ich Ihnen mitteilen aus jenen Fakten und Ereignissen, wo ich Augenzeuge oder Teilnehmer war. Ich versuche, mir die Ereignisse jener Periode ins Gedächtnis zu rufen. Übernehmen Sie selbst aus meinem Material all das, was sie brauchen. Wenn Sie außerdem Fragen haben, versuche ich, soweit wie möglich, darauf zu antworten. Geboren wurde ich 1920 in einem Kosakendorf des traukasischen Krasnodarscher Gebietes in der Familie des Doktors der medizinischen Wissenschaft W. P. Wlasow. Die Mutter und die ältere Schwester waren auch Ärztinnen. Naturgemäß wollten die Eltern aus mir einen Mediziner erzielen, und im 15. Lebensjahr beendete ich schon Sanitätskurse, oft half ich den Eltern bei dringenden Krankenfällen.

Auf den Ruf des Komsomol hin arbeitete ich , ohne das Studium an der Eisenbahnschule abzubrechen, als Schlosser im Betrieb. Inzwischen Sekretär der Vereinigten Komsomolorganisation der Schule und des Lokomotivreparatur-Depos beendete ich 1937 die Parteischule (ohne Abbruch des Studiums und der Arbeit). Nach Beendigung der Schule arbeitete ich auf Empfehlung des Stawropoler Gebietskomsomol als Leiter der Politschule des Komsomol in…….??? des Stawropoler Pädagogischen Instituts. Was mich am meisten begeisterte, war der Sport.1938 trat ich ein in das Leningrad Lenin-Orden-Institut für Körperkultur und Sport namens Lespaft.

Als der Finnische Krieg begann, trat ich als Freiwilliger in die Sonderskiabteilung der Langläufer ein, die Aufgaben des Hauptkommandos ausführte im tiefen Hinterland des Feindes. Im Finnischen Krieg wurde ich verwundet, im Inneren verletzt……..erfroren…… Im Resultat im Juni 1940 wurde die…….??? Garnisonskommission anerkannt als Kriegsamt und gestrichen von der Heeresstatistik.

Aber ich fuhr beharrlich fort zu kämpfen um die Wiederherstellung meiner Gesundheit. Dabei halfen mir die Mitarbeiter des Instituts, in dem ich geheilt wurde und besonders die Professoren des Leningrader Traumatologischen Instituts, die Genossen Kuslik und Dobrowolski. Ich wurde aufgenommen, zum Dienst eines unteren Mitarbeiters des Institutes und half bei Operationen, aber auch bei der Behandlung nach der Operation. Gleichzeitig machte ich selbst einen Behandlungskurs im Traumatologischen Institut mit. Im Ergebnis war meine Gesundheit zu Beginn des Vaterländischen Krieges fast völlig wiederhergestellt, wenn man absieht vom Fehlen aller Zehen am rechten Fuß infolge Erfrierungen, was mich untauglich machte zum Kriegsdienst. In den ersten Monaten des Großen Vaterländischen Krieges trat ich in eine der Freiwilligen Truppen ein. …………die sich ins Hinterland bergab zu dem deutschen Stab der Leningrader Front…..?? In der Folge mussten wir dem Feind ………..??? Deutschen Bewegung des Leningrader Gebiets übergeben ( sehr unleserlich, Zusammenhang dieser zwei Zeilen schwer erkennbar).
Die Abteilung Nr. 09, die kommandiert wurde von Walentin Matwejewitsch Schawin (jetzt arbeitet er im Smolensker Institut für Körperkultur, Adresse: Smolensk- 20, Lomonossow- Strasse 12, Whg. 37), erfüllte in der ersten Zeit Kriegsaufgaben auf der Strecke Kingesep-Leningrad. Seit Oktober 1941 wohnten der Kommandeur der Abteilung und ich im Städtchen Puschkinskye Gorö und leiteten dort die Formierung einer großen Partisanengruppe, die sich später einreihte in die Partisanenbrigade des Helden der SU Alexander Viktorowitsch Gemman. (Nachname schlecht zu lesen)…

Ich konnte nicht in diese Brigade eintreten. Am 26. April 1942 wurde ich von den Deutschen gefangen genommen und in ein Straflager bei Leipzig überführt. Nach der Flucht aus dem Straflager wurde ich festgenommen an der tschechisch – deutschen Grenze und nach 10-tätigem Verhör durch die Gestapo wurde ich am 18. Juli 1942 im KZ Buchenwald gefangen genommen. Auf diese Weise erlebte ich in Buchenwald die Kriegsversuche im Hinterland des Feindes, illegale Arbeit, machte Kurse mit über mittlere medizinische Bildung, lernte die deutsche Sprache, handhabte Werkzeuge der Schlosser und Tischler. In Buchenwald gelang es mir, mich zu einer kleinen Gruppe sowjetischer Patrioten durchzuschlagen, in der waren……….., jetzt Arzt in Taschkent,….., der ehemalige Politführer …., seine Adresse ist mir nicht bekannt, Vorkriegsadresse: ……, im Lager ums Leben gekommen und einige andere…

Nach 3 Monaten Aufenthalt im Lager gelang es mir, eine Verbindung herzustellen zum Führer der illegalen deutschen Kommunisten in Buchenwald, Ernst Busse, der zu jener Zeit im Gefangenenhospital arbeitete. Ich war einer der wenigen russischen politischen Gefangenen, zu denen das deutsche illegale Zentrum unmittelbare Verbindung hatte. Mit dem in der Folge gegründeten illegalen Zentrum, das die illegale Arbeit mit den russischen Gefangenen anleitete, unterhielt ich Verbindung durch das Mitglied des Zentrums Wassili Slack und die Genossen Boris Danidenko (im Text auch Adresse) und Rudenko Konstantin Afanasjewitsch (Adresse).

Auf den Auftrag der illegalen Organisation hin kam ich im Juli 1943 auf Transport „“ in die Zweigstelle Buchenwalds in der Stadt Leipzig. Gemeinsam mit mir führten die Genossen Wladimir Kosorew und Pedor Gawrilzew. Dort gelang es mir, unter den russischen Gefangenen die in den „B ..la – Werken- Messerschmidt“ (Bezeichnung unleserlich) arbeiteten, eine illegale Organisation zu gründen, die im Laufe eines Jahres eine Diversionsarbeit in ……rken (unleserlich) ausführte.

Durch die deutschen gefangenen Kommunisten Rudolf Hempel aus Dresden (vor kurzen verstorben) und Friedrich Viertel, Karl – Marx – Stadt, Buchenwaldstrasse 16, waren wir verbunden mit deutschen kommunistischen Illegalen Leipzigs, die mir große Hilfe leisteten bei der Verpflegung und Informationen. In Leipzig begann die Gestapo, eine intensive Untersuchung von häufigen Sabotage- und Diversionsfällen in den Flugzeugwerken zu führen. Die deutschen Kommunisten Friedrich Viertel und Leoni Pitschkowski wurden gefangen genommen. Rudolf Hempel wurde nach Buchenwald geschickt. Kurz vor seiner Gefangennahme organisierte Friedrich Viertel meine Abfahrt nach Buchenwald, um direkt von der Spur der Gestapo aus zuzuschlagen. In Buchenwald wurde ich mit Ernst Busse und dem deutschen Kommunisten Robert Müller, 90 Karl-Marx-Stadt Josephinenstrasse 12, eingeteilt zur Arbeit im Gefangenenhospital und bald wurde ich abgeschickt in eine Zweigstelle Buchenwalds in der Stadt Köln ??? als Leiter der Sanitätsabteilung. In jener Zeit arbeiteten schon viele russische Ärzte und Feldschere als „Sanitäter“, wie die Führung sie unabhängig ihrer Qualifikation nannte. Nach meiner Rückkehr aus Köln schlugen die Genossen vor, mich in das neu errichtete Lager „Ordruf“ oder „Rupo“ (Abkürzung von Russen und Polen) zu schicken. Mit mir zusammen fuhren der russische Arzt Iwan Wasiljewitsch (Lagerfamilie Rajewski, seine Vorkriegsadresse: Bjelostok…..und Leningrad …) In jener Zeit hielt ich meine Kenntnis der deutschen Sprache nicht mehr geheim. Ernst Busse empfahl mich als erfahrenen Sanitäter und ich wurde bestätigt als Leiter des Hospitals in dem neugegründeten Lager. Vor der Abfahrt informierten mich die illegalen Genossen, daß das Lager streng geheim wird, die Bedingungen würden sehr hart werden, deshalb senden sie mich zum beabsichtigten großen Versuch des Aufenthalts im Lager. Sie versprachen, alle Möglichkeiten, uns Hilfe zu senden, auszunutzen. Nach Ordruf fuhr ich mit Genossen Pomin mit einer Sondermaschine und mit einer Ladung Medikamente. Die Genossen bemühten sich, so viel wie möglich aufzuladen, aber dieses Mal war sogar der SS Stab nicht geizig und wir packten besonders viel Desinfektionsmittel ein. Die Angst vor Infektionskrankheiten und vor der Verbreitung einer Infektion war der Hauptgrund für die Gründung von Hospitalen für Gefangene in dem KZ. Das das Lager groß werden soll, das es von großem Interesse für die Hitlerleute war, nur das konnte die „Freigiebigkeit“ der SS- Leute erklären.

Außer einem Konvoi begleitete unseren Wagen auch Lagerführer Sommer persönlich auf seiner leichten Maschine. Das war ein Hagerer Mensch von mittlerem Wuchs, mit – man kann sogar sagen – intelligentem Aussehen, mit ruhigen Manieren, die ziemlich ungewohnt waren für die scharfen und groben SS-Leute. Er wandte sich an die Gefangenen höflich, ohne die üblichen Schimpfworte, aber in den Händen hielt er eine Spezialpeitsche, aus den gespannten Sehnen einer Reitpeitsche, in deren Mitte ein eingeflochtenes Drahtseil war. Die Genossen informierten mich, das Sommer unter der Maske der Höflichkeit eine raffinierte Grausamkeit verbarg. Früher arbeitete er in Oswenzien (die Deutschen nannten dieses Lager Auschwitz). Man führte uns in ein verhältnismäßig kleines Lager unweit von den bergig gelegenen von Wäldern eingeschlossenen Städtchen Ordruf. Das Lager war fast leer. Es war in den ersten Novembertagen des Jahres 1944. Im Lager waren nicht mehr als 50 Gefangene. Unter dem Hospital führte eine ganze Baracke hin, die mehr als 500 Gefangene enthielt. In den letzten Tagen wurden aus Buchenwald täglich große Mengen Gefangener gebracht. Insofern trafen die SS-Leute eine Auswahl der Kräftigsten aus der Zahl der Gefangenen von Buchenwald, das in der ersten Zeit der Zustand für sie relativ befriedigend war. Sie untergruben schnell das Lager. Der südliche teil des Lagers war als Zeltlager aufgebaut, auch Zeltlager genannt, unser Lager wurde mit „Norden“ bezeichnet.

Schon Ende November verschlechterte sich der Zustand der Gefangenen rapide. Zu uns kamen in großer Menge Gefangene mit gebrochenen Gliedmaßen, mit offenen Wunden am Körper. Das waren die Resultate des Gemetzels der SS und den Hetzjagten mit ihren Hunden. Bald wurde das dritte Lager gegründet, das die Bezeichnung Crawinkel erhielt. Die Gefangenen dieses Lagers arbeiteten in unterirdischen Stollen und lebten unter der Erde. Die Arbeiten wurden mit großer Intensität vorangebracht. Die Arbeiten verliefen in drei Schichten. Wenn die Gefangenen des „Zeltlagers“ hauptsächlich beim Bau von Wegen und beim Entladen des eintreffenden Baumaterials arbeiteten, dann wurden in „Crawinkel“ Tunnels angelegt und unterirdische Räume gebaut. Wir hörten oft Erzählungen über riesige unterirdische Säle, über die Einrichtungen unterirdischer Fabriken. Es liefen beharrliche Gerüchte, daß die unterirdische Fabrik „Crawinkel“ die V2 Waffen herstellen würde. Aber außerdem wurden unter der Erde unterirdische Wohnräume und Unterstände gebaut, die ausgestattet waren mit großem Luxus und Bequemlichkeiten. Es ging das Gerücht um, daß dort der Stab Hitlers untergebracht wird, aber diese Gerüchte hielten wir für übertrieben. Die Mehrheit war sich darüber einig, dass dort atministrative Werke und das ingeneurtechnische Personal untergebracht würden. Das ein rießiges unterirdisches Werk gebaut würde, darüber bestand kein Zweifel. Wenn die Gefangenen die im Zeltlager wohnten, von der Kälte gequält wurden, dann litten die Gefangenen von „Crawinkel“ unter Nässe, Kälte und Sauerstoffmangel. Die Arbeiten in den Tunnels wurden mit der Hand gemacht, ohne irgendwelche Mechanisierung. Die Gefangenen wurden von der Wache schonungslos verprügelt, die ausgerüstet war mit großen Knüppeln und Stücken von Elektrokabeln.

Im Dezember verschlimmerte sich das Leben in allen drei Lagern heftig. Es kam die erste Abteilung Gefangener (fast 2000 Menschen) aus Oswenzien. In der Mehrheit waren es Juden. Fast die ganze Strecke von der polnischen Grenze zum Thüringer Wald kamen sie zu Fuß.

Ich bitte die Redaktion der „Komsomolskaja Prawda“ diesen Brief dem Autor des Artikels „Bunker für den Führer“, erschienen am 2. Dezember 1967, dem Genossen Lemeschtschuk, Mitarbeiter des Instituts für Geschichte der Partei, ZK der KP der Ukraine, Filiale IML beim ZK der KPdSU, zu übersenden.

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