Atomversuche in Deutschland
Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm
Nagel, Günter
Seiten, ISBN 3930588595, 1. Auflage 2003 Heinrich Jung Verlag Zella-Mehlis
Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm
Nagel, Günter
Seiten, ISBN 3930588595, 1. Auflage 2003 Heinrich Jung Verlag Zella-Mehlis
Die Muna zwischen Crawinkel – Wölfis – Luisenthal und Ohrdruf
Leffler, Dankmar
223 Seiten, ISBN , 1. Auflage 2005 Leffler Verlag Crawinkel
Auf Spurensuche nach der verlorenen V-Waffenfabrik in Deutschlands Untergrund
Fäth, Harald
195 Seiten, ISBN 978-3-930219-88-9, 1. Auflage 2004 Kopp Verlag Rottenburg
1906 – 2006
Ständer, Manfred; Schmidt, Peter
Seiten, ISBN 978-3865951076, 1. Auflage 2006 Geiger Verlag Horb am Neckar
Moll, Martin (Hrsg.)
556 Seiten, ISBN 978-3-515-06873-4, 1. Auflage 1997 Franz Steiner Stuttgart
Das Lager Espenfeld hat eine relativ kurze Geschichte. Erst im Januar 1945 wurde es errichtet. Das Lager lag deutlich näher als die anderen am Jonastal. Der tägliche Marschweg zu den Baustellen wurde für die dort eingesetzten KZ-Häftlinge so erheblich verkürzt. Trotz der Nähe zu der Baustelle hatte das Lager nur einen provisorischen Charakter. Innerhalb kürzester Zeit wurde es aus dem Boden gestampft. Lediglich einige feste Baracke wurden errichtet. Die restlichen Unterkünfte bestanden aus großen Mannschaftszelten. Etwa 1.500 Häftlinge waren in dem Lager untergebracht. Unter ihnen befanden sich viele Juden, aber auch desertierte SS-Soldaten. Der „Verschleiß“ dieser Menschen war gewollt, ihre Rückkehr ins Hauptlager nicht erwünscht. Bis zu 25 Wachunde halfen überwiegend ukrainischer SS bei der Bewachung des Lagers. Als im April 1945 die amerikanischen Soldaten von Westen her in Thüringen vorrückten, wurde auch das Lager Espenfeld evakuiert. Die marschunfähigen Häftlinge wurden im „Camp Arnstadt“ erschossen und im nahegelegenen Graben und weiteren Gruben eilig verscharrt. Es sollten möglichst wenig Spuren übrig bleiben. Die anderen Häftlinge wurden in das Hauptlager Buchenwald getrieben. Die Amerikaner stießen bei ihrer Ankunft am 10. April nur noch auf die Reste des kurzlebigen Lagers und die Leichen der Erschossenen.
Zusammenfassung:
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald Nummer: 2234
Ort: Espenfeld [1]
Bezeichnung:
Gebiet: Thüringen
Eröffnung: August 1944 [1]
Schließung: Befreiung im April 1945 [1]
Deportationen:
Häftlinge: Etwa 7.000, vor allem Russen, Polen und Tschechen [1]
Geschlecht: Männer [1]
Einsatz der Häftlinge bei:
Art der Arbeit: Stollenbau im Jonastal [1]
Bemerkungen: Die Häftlinge waren in einer „Zeltstadt“ untergebracht. Espenfeld war ein Teillager von Ohrdruf, S III und die Arbeiten sind in diesem Zusammenhang zu sehen. [1] [s. a. Außenlager Ohrdruf, Nr. 299] Quelle: [1] Schröter/Trombke 1992
Die Luftmunitionsanstalt Crawinkel wurde zwischen 1934 und 1935 außerhalb des Dorfes Crawinkel an der B88 gebaut. Die Luftmuna hatte eine direkte Eisenbahnanbindung und wurde für die Lagerung von Bomben und Luftabwehr-Munition verwendet. Am Ende 1944 wurde der Luftmuna aufgegeben und dem Luftmuna Oberndorf und Weisswasser angegliedert. In den Bunkern wurde ein Außenlager des Konzentrationlagers Buchenwald errichtet.
Zu Beginn des Jahres 1945 wurden etwa 50 der 100 Bunker geräumt, umfunktioniert und von Stacheldrahtzäunen umgeben. KZ-Häftlinge wurden einquartiert. In die 15 mal 15 Meter großen Betonräume wurden bis zu 80 Häftlinge gepfercht, manchmal auch mehr.
Für die Männer war es eine furchtbare Qual, in diesen stickigen, feuchten Löchern ohne Fenster und Heizung auf Holzpritschen mit etwas Stroh und Lüftung nur durch zwei Ventilatoren die Nächte im kalten Winter überstehen zu müssen. Doch noch viel ärger waren die Sklavenarbeit, der allgegenwärtige Hunger und der Sadismus der Wachmannschaften. Ca. 3000 – 6000 Häftlinge verbrachte man in dieses Lager. Sie schufteten im Jonastal zwischen Crawinkel und Arnstadt, am Kienberg und weiteren Baustellen, um in einem vom SS-Sonderbaustab S III befohlenen mörderischen Tempo unterirdische Tunnel für eine Rüstungsfabrik und Hitlers letztes Hauptquartier zu bauen.
Zusammenfassung:
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, Nebenlager von Ohrdruf Nummer: 235
Ort: Crawinkel
Gebiet: Thüringen
Eröffnung: Etwa Dezember 1944 (erste Erwähnung)
Schließung: „Evakuierung“ Ende März 1945 nach Buchenwald
Deportationen:
Häftlinge: Durchschnittlich 3.000 Häftlinge, in der Mehrzahl sowjetische Kriegsgefangene und Juden [1]
Geschlecht: Männer
Einsatz der Häftlinge bei: SS-WVHA/Amtsgruppe C (Bauwesen)
Art der Arbeit: Steinbrucharbeiten und Tunnelbau für Bahnstrecken [1]
Bemerkungen: Die Häftlinge waren in einem Zeltlager in der Flur Langerod und in den Bunkern einer Munitionsfabrik in der Nähe untergebracht. Das Kommando ist im Zusammenhang mit den Arbeiten des Kommandos Ohrdruf zu sehen und war diesem unterstellt.
[1] [s. a. Außenlager Ohrdruf, Nr. 299]
Quelle: ITS 1979; [1] Schröter/Trombke 1992
Autor: Peter Schmidt (GTGJ e.V.)
Die Geschichte eines Horrorlagers – TEIL 1
In den Augusttagen 1914, in denen der Zweifrontenkrieg für Deutschland begann, stießen die deutschen Truppen im Osten und Westen kühn in Feindesland vor und brachten zahllose Gefangene ein“. So beschreibt die Chronik des Truppenübungsplatzes den Anfang eines der dunkelsten Kapitel der Ohrdrufer Geschichte. Bis heute hat noch kein Historiker versucht, dieses Thema aufzuarbeiten, obwohl es nun endlich an der Zeit wäre, wenigstens den Kern dieser Thematik einmal herauszuarbeiten. Ich selbst konnte in den zurückliegenden Jahren eine Menge Material zusammentragen. Aus diesen Unterlagen entstand der nachfolgende Bericht, der einen kleinen Einblick in die Geschichte des fast unbekannten Lagers gibt.
Der Großteil der Gebäude des Lagers auf dem Truppenübungsplatz war im Jahre 1914 fertig. Infanterielager, Kavallerielager, Jägerblock, Offizierslager und Kommandantur- und Verwaltungsgebäude waren belegt. Der Erste Weltkrieg begann. Die Garnisonsverwaltung stand nun plötzlich vor der Aufgabe, die ständig anwachsende Anzahl der Gefangenen gesondert unterzubringen. Man musste also ein Kriegsgefangenenlager anlegen. So schreibt die Chronik:
„Nach mehreren Besichtigungen wurde das Gelände auf der Höhe der Hundsbrunner Straße an der Nordgrenze des Platzes gewählt. Die Lage der Baustelle wurde für geeignet erachtet, weil sie verhältnismäßig nicht zu uneben ist und keine allzu großen Planierungsarbeiten vorgenommen werden mussten, außerdem Wasserleitung, Beleuchtung und vor allen Dingen auch Entwässerung leicht angeschlossen werden konnten.“
Im September 1914 hat man dann mit den Bauarbeiten begonnen. Die bis zu diesem Zeitpunkt eingetroffenen Gefangenen wurden in diese Arbeiten einbezogen. Man stellte 92 einstöckige Fachwerkbaracken von je 80 m Länge und 10 m Breite auf. Das Kommandantur-Dienstgebäude für das Kriegsgefangenenlager bestand aus Erd- und Obergeschoss. Um die Arbeiten zu beschleunigen, wurde ein Feldbahngleis vom Ohrdrufer Bahnhof bis ins untere Hoppbachtal verlegt. 1915 wurde ein Lazarett mit Isolierbaracke in Betrieb genommen. Diese Einrichtung stellte sich noch im gleichen Jahr auch als notwendig heraus. Im Dezember wurde bei einem russischen Gefangenen Cholera festgestellt. Von nun an mussten alle russischen Neuankömmlinge eine fünftägige Quarantäne in der Isolierbaracke durchlaufen. Am 28.08.1914 wurden 10000 Mann gezählt. Innerhalb eines Monates verdoppelte sich die Anzahl der Gefangenen. Dadurch kam es zu massiven Problemen in der städtischen Kläranlage, an welche das Lager angeschlossen war. Das Kriegsministerium entschied am 06.01.1915, die Kläranlage mittels biologischer Nachklärung und ausreichender Desinfektionseinrichtungen zu erweitern und zu verbessern. Die finanziellen Mittel wurden durch eine Erhöhung des Beitrages der Militärverwaltung auf 140000 Mark bereitgestellt. Im Lager befanden sich Franzosen, Belgier, Polen, Russen, Rumänen, Portugiesen und ab Ende 1917 auch Italiener, Turkus, Zuaven und Neger.
„Die Kriegsgefangenen wurden zur Verrichtung wichtiger und nutzbringender Arbeiten herangezogen, wie zum Straßen- und Wegebau, Planierungsarbeiten, Gewinnung von Kies aus der Heerdaer Kiesgrube, Wald- und Feldarbeiten. Die Arbeiten der Wegeanlage des sogenannten Franzosenwegs, der von der Straßengabelung Ohrdruf – Mühlberg – Arnstadt gegenüber Hühnerberg in das Birkig führt, wurde von gefangenen Franzosen ausgeführt, was in der Wegebezeichnung festgehalten ist.“ So die Chronik. Die Gefangenen wurden in der Hauptsache von Unternehmen verpflegt, durch die sie zu Arbeiten herangezogen wurden. Nur für eine geringe Anzahl mussten die Lagerkommandanten die Verpflegung in Selbstbewirtschaftung übernehmen. In den Kantinen wurde ausreichend Essen verabreicht, wofür ein Beitrag von ca. 60 Pf. bzw.1,10 Mark (bei Verwundeten) pro Kopf und Tag an die Kantinenpächter gezahlt werden musste. Auf Anforderung von Betrieben wurden die Kriegsgefangenen auch berufsmäßig eingesetzt und arbeiteten in Fabriken und auf den Feldern in der Region. In ihrer Freizeit beschäftigten sich die Gefangenen mit dem Reinigen und der Ausbesserung ihrer Kleidung. Es gab aber auch Zeit, um Fußball zu spielen. Es war gestattet, Karten in die Heimat zu schreiben, sich literarisch zu betätigen oder zu malen. Viele dieser Arbeiten und Beiträge wurden in den zwei in französischer Sprache herausgegebenen Lagerzeitungen veröffentlicht. Die Redaktion für die Zeitungen lag in den Händen von J. Nicolaus, einem französischen Militärpfarrer und Oberleutnant Lasswitz von der Kommandantur. Der Druck wurde von der hiesigen Druckerei Hermann Lucas ausgeführt. Allerdings wurden beide Zeitungen nach etwa einjähriger Laufzeit wieder eingestellt. Der Grund lag wohl darin, dass das Lager im Frühjahr 1916 durch den Einsatz der Gefangenen in Industrie und Landwirtschaft weitgehend leer war. Westlich und nordwestlich des damaligen Verpflegungssamtes der Garnison Ohrdruf war auch noch ein Zeltlager für Gefangene entstanden. 16 Zeltbaracken wurden auf dem Gelände des erst 1917 entstandenen Lazaretts aufgebaut. Chefarzt des Kriegsgefangenenlazarettes wurde 1915 Stabsarzt v. Eggeling.
Nach Kriegsende wurde der südliche Teil des Gefangenenlagers als Durchgangslager für deutsche Heimkehrer genutzt. Die im nördlichen Teil stehenden Baracken hat man ab 1919 zum Stückpreis von 30000 und 60000 Reichsmark verkauft. Die Stadt Ohrdruf erwarb dabei eine ganze Reihe von Mannschaftsbaracken und kaufte im Jahr 1921 drei Baracken, um sie als Wohnhäuser umzubauen und in der Crawinkler Straße aufzustellen. Diese Baracken sind auch heute noch bewohnt und leicht zu erkennen, wenn man auf der Straße von Ohrdruf nach Crawinkel fährt. Der durch das Reichswehrministerium im Juni 1920 angeordnete Abbruch der Restbaracken des Kriegsgefangenenlagers machte den Platz frei für Scharfschießen der Artillerie. Es wurde planiert und Fichten- und Kiefernbestände angepflanzt. Die Bäume hatten bis zur Errichtung des Nordlagers im Jahre 1940 bereits eine Höhe von etwa vier Metern erreicht.
Die Geschichte eines Horrorlagers – TEIL 2
Wenn wir in diesem Zeitraum vom Nordlager sprechen, dann ist eigentlich das Infanterielager gemeint, mit dessen Bau 1940 begonnen wurde. An der gleichen Stelle, an der bis 1920 das Kriegsgefangenenlager stand, errichtete man nun einstöckige Holzbaracken auf Betonsockeln. Es entstanden 16 Mannschafts-, 2 Stabs- und 2 Wirtschaftsbaracken. Die Mannschaftsbaracken hatten die Abmaße von 42,50 m Länge und 12,50 m Breite. Daneben wurden noch 4 Abort- und 1 Wachgebäude errichtet. Auch ein Wagenschuppen und zwei Feuerlöschteiche entstanden. Ein Parkplatz, Grünflächen und Antretplätze wurden angelegt. Das Lager war ursprünglich für 1920 Mann vorgesehen. Es hatte aber nach Einrichtung eines Offiziersheims, eines Krankenreviers und eines Unterrichtsraumes, nur noch eine Belegungsstärke von 1714 Mann. Deshalb baute man später noch weitere 6 Mannschaftsbaracken und vier Schleppdächer an.
In alten Akten kann man lesen, dass bereits 1942 Kriegsgefangene im Nord- und Russenlager untergebracht wurden. Dies ist ein Fakt, der im Hinblick auf weitere Forschungen unseres Vereins sicher noch einmal besondere Beachtung finden sollte. Die Gefangenen wurden zu Arbeiten in verschiedenen Ohrdrufer Fabriken abgestellt. Doch war das schon alles? Hat man sie vielleicht auch schon unter Tage eingesetzt? Was befindet sich wirklich unter der Villa Mühlberg oder unter dem Großen Tambuch? Reine Spekulation, man weiß es nicht! Es sind bisher keine Unterlagen bekannt, aus denen hervorgeht, wie viele Gefangene während dieser Zeit überhaupt interniert waren. Das sogenannte Russenlager, dass wohl 1941/42 für russische Kriegsgefangene eingerichtet wurde, befand sich unweit vom Nordlager in der Hoppbachsenke und bestand aus 2 Mannschaftsbaracken, einem Küchengebäude, Sanitäranlagen und einer Wache. Am 04.11.1944 musste die Wehrmacht den TrÜbPl Ohrdruf räumen, die SS zog ein. Im Herbst des Jahres 1944 begann man, das Kriegsgefangenenlager Ohrdruf in ein KZ umzubauen. Erster Schritt war die Errichtung eines Drahtzaunes um das gesamte Lager, hierzu wurden die Gefangenen eingesetzt.
Das Kommando stand unter der Leitung des Kommandanten des KZ Buchenwald. SS-Standartenführer H. Pister kam mit den ersten Häftlingen aus Buchenwald nach Ohrdruf und begann damit das Lager als KZ herzurichten. Aus den Akten im Buchenwaldarchiv geht hervor, dass der erste Transport von 778 ungarischen Juden am 19.11.1944 in Ohrdruf eintraf. Dieser Transport und der nächste am 24.11.1944 mit 500 Ungarn, kamen aus dem KZ Sachsenhausen. Zwei Tage später trafen 1000 Juden verschiedener Nationen aus dem Lager Stutthof ein. Der größte Transport im Jahr 1944 kam am 13.12.1944 an und brachte 2498 KZ-Häftlinge nach Ohrdruf. Bis zum 31.01.1945 waren bereits etwa 11000 Menschen in den Baracken des Nordlagers und in einigen umgebauten Pferdeställen des Truppenlagers, dem sogenannten Südlager, zusammengepfercht. Viele ältere Ohrdrufer können sich noch an die langen Marschkolonnen erinnern, die vom Bahnhof zum Lager oder vom Lager zu den Arbeitseinsätzen zogen. Ihr Kommen wurde schon von weitem durch das Klappern der Holzschuhe und das Bellen der Hunde angekündigt. Es befanden sich im nordöstlich der Stadt gelegenen Lager S III viele tausend Häftlinge, die jeden Tag während endlos scheinender Zählappelle in verschiedene Arbeitskommandos aufgeteilt wurden und sich dann zur Arbeit schleppten oder wie z. B. im Falle der Baustelle Jonastal mit offenen Kleinbahnloren zur Arbeit gekarrt wurden. Im Jonastal, welches sich zwischen Crawinkel und Arnstadt befindet, wurde bis zur Räumung des Lagers Anfang April in drei, später in zwei Schichten gearbeitet. Es wurden Stollen in den Muschelkalk getrieben. Allerdings ist die Anzahl der dabei eingesetzten Häftlinge so hoch, dass man sich fragen muss, was wurde da alles gebaut. Es wurden Gleise verlegt, Kabel gezogen, Loren beladen und Material geschleppt, aber da kommt man noch lange nicht auf die Zahl 13726. Denn das war der Höchstbelegungsstand am 26.03.1945. Das heißt also, wenn man der offiziellen Geschichtsschreibung glauben will, man brauchte ca. 20000 Menschen, denn es kommen ja noch die Häftlinge aus den Lagern Crawinkel (Muna) und Espenfeld (Zeltlager) dazu, um ca. 3 km Stollen in einen Kalkberg zu treiben? Aber zurück zum Nordlager an der Hundsbrunner Straße. Im Februar oder März 1945 musste das Südlager geräumt werden, weil man wahrscheinlich für die unter Umständen bevorstehende Verlegung des OKH Raum brauchte. Die Häftlinge wurden nach Crawinkel in den Bunkern der MUNA und in einem Zeltlager bei Espenfeld untergebracht. In die Baracken des Nordlagers presste man immer mehr Häftlinge. Polen, Russen, Ungarn, Letten und Jugoslawen, auch Kriegsgefangene waren darunter. Ein Krankenlager musste eingerichtet werden, um die völlig geschwächten und erkrankten Menschen aufzunehmen.
Die Lebensbedingungen im KZ Ohrdruf verschlechterten sich von Woche zu Woche. Es gab wenig zu essen, kaum Ruhepausen und es wurde ständig geprügelt. Eine Tagesration für Stollenarbeiter bestand aus 250 g Brot, 25 g Margarine und knapp einem Liter dünne fleisch- und fettlose Rübensuppe. Anfangs wurden die Gefangenen mit LKW, Möbelwagen und Bussen zu den Baustellen im Jonastal gefahren. Später mussten sie laufen und mit der Kleinbahn fahren. Dort saßen sie in den Loren und krallten sich aneinander fest. Jeden Tag kamen Menschen auf diesen Transporten um. Sie fielen aus den Loren oder erfroren einfach. Ihre Bewacher waren SS-Männer aus der Ukraine, Ungarn, Rumänien und aus Deutschland. Angehörige der Landes-Baupionierbatallione 3 und 13, Technische Nothilfe und die Organisation Todt verrichteten hier ihren Dienst. Verantwortlich für das grenzenlose Leid der Häftlinge war aber SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Dr. Hans Kammler, der von Himmler als Chef des Baustabes eingesetzt wurde.
Anfang 1945 befanden sich mehr als 1000 dt. Zivilarbeiter und ca. 3000 SS- und Wehrmachtseinheiten im Lager und rund um Ohrdruf. Das Lager wurde jetzt als Außenlager S III von Buchenwald geführt. Ab Januar 1945 hieß der Kommandant des KZ Ohrdruf Edmund Bräuning. Er kam von Auschwitz über Ravensbrück nach Ohrdruf. Nach dem Krieg galt er als vermisst und konnte seiner Strafe entgehen. Der SS-Arzt Dr. Greunuß, der aus Buchenwald kam, war als Lagerarzt eingesetzt und befand wie Bräuning über Leben und Tod der Häftlinge. Greunuß wurde allerdings gefasst und verurteilt. Vor dem Untersuchungsausschuss antwortete er auf die Frage: „Welcher Prozentsatz der Insassen wurde getötet, während Sie in Ohrdruf anwesend waren?“ Antwort: „Ungefähr 15 – 20 Prozent.“
Ein anderer SS-Arzt spricht von über 33 Toten täglich. Man kann wohl davon ausgehen, dass im Zeitraum Anfang Oktober 1944 bis Ende März 1945, ca. 6000 – 7000 Häftlinge durch Entkräftung, Krankheit und Quälerei ums Leben kamen. Ein Teil der Toten wurde in der Umgebung des Nordlagers in Massengräbern bestattet. Andere wiederum transportierte die SS auf Lastkraftwagen nach Buchenwald, wo ihre Einäscherung erfolgte. Wie viele Häftlinge in der Schlussphase des Krieges noch liquidiert wurden, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Im Februar 1945 gingen drei Transporte mit insgesamt ca. 2900 völlig erschöpften Häftlingen ins Vernichtungslager nach Bergen-Belsen.
Als sich Anfang April die ersten amerikanischen Einheiten der Stadt Ohrdruf näherten, wurden die Häftlinge zusammengetrieben und kolonnenweise in Marsch gesetzt – mit diesem Todesmarsch versuchte die SS, die Menschen nach Buchenwald zu evakuieren. Schon ab 01.04.1945 wurden laufend Häftlinge in Kolonnen zu je 200 Mann in Marsch gesetzt. Am 04.04.1945 kam der Evakuierungsbefehl, die Kranken und Schwachen, die nicht mit konnten, wurden durch Genickschuss getötet oder einfach erschlagen. Ein eilig im Lager zusammengezimmertes Gestell aus Schienen und Holzbohlen wurde zur Verbrennung von Leichen benutzt um Spuren zu verwischen!
Gefangene, die während des Marsches verstarben, ließ man am Straßenrand liegen. Man kann davon ausgehen, dass fast 3000 Menschen in diesen Tagen umgebracht wurden. Vom 04.04. – 07.04.1945 trafen ungefähr 9900 Häftlinge aus dem Lager Ohrdruf im KZ Buchenwald ein.
Als am 04.04.1945 die ersten amerikanischen Einheiten der 89sten Infanteriedivision von General Patton das Lager fanden, sahen sie das pure Grauen. Der damalige Befehlshaber und spätere Präsident der USA, General Eisenhower, der am 11.04.1945 mit Patton und Bradley das KZ Ohrdruf besuchte, beschrieb es so: „Am selben Tag sah ich mein erstes Horrorlager. Es war in der Nähe der Stadt Gotha. Ich habe nie vermocht, meine Gefühle zu beschreiben, als ich zum ersten Mal mit dem unwiderlegbaren Zeugnis von nazistischer Brutalität und skrupelloser Missachtung jeder Spur von Anstand konfrontiert wurde. Bis dahin wusste ich davon nur allgemein oder aus Sekundärquellen. Ich kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass ich niemals zuvor oder später einen solchen Schock erlitten habe.“
Der damalige Bürgermeister von Ohrdruf (Schneider) beging, nachdem ihn die Amerikaner in das KZ geführt hatten, mit seiner Frau Selbstmord. Es ist nicht mehr genau nachvollziehbar, wie viele Menschen im Lager Ohrdruf und auf den umliegenden Baustellen zu Tode kamen. Es ist Aufgabe der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald, dies herauszufinden. Ich persönlich denke dass man von mehr als 8000 Toten ausgehen muss.
Die Geschichte eines Horrorlagers – TEIL 3
Sofort nach der Befreiung des KZ Ohrdruf richteten die Amerikaner auf dem Gelände des Truppenlagers ein Sammellager für Zwangsarbeiter ein. Es waren meist russische und polnische Männer und Frauen, die auf ihre Heimreise warteten. Die Ohrdrufer Bevölkerung wurde aufgefordert, Essgeschirre, Teller und Bestecke zu sammeln und auf den TrÜbPl zu bringen, weil dort nicht genügend zur Verfügung standen. Die Amerikaner versuchten alles unter Kontrolle zu halten, was ihnen aber nicht immer gelang, das war bei einer Anzahl von zehntausenden Lagerinsassen, die in dieser Zeit durch das ehemalige KZ geschleust wurden, auch fast unmöglich. Plünderungen, Vergewaltigungen und Morde waren in Ohrdruf und Umgebung an der Tagesordnung.
Bis in den Juni hinein kam es immer wieder zu Beschwerden bei der provisorisch eingerichteten deutschen Verwaltung. Einer der bekanntesten Vorfälle ist die Ermordung des Besitzers von Gut Sophienbrunn. Herr Viau, der sein Gut in der Nähe des Nordlagers hatte, wurde ermordet weil er mit der SS sympathisierte. In den Baracken des befreiten KZ wurden die deutschen Gefangenen interniert, das „Camp Nr. 94“. Was im Nordlager vor sich ging, als am 3. Juli 1945 die Rote Armee den TrÜbPl übernahm, ist schlecht nachvollziehbar. Das Nordlager und das Russenlager wurden zwischen 1945 und 1953 fast völlig abgerissen. Außer Kanalisation, Fundamentresten und den beiden Feuerlöschteichen ist nichts mehr zu sehen, zumal auch die Natur alles überwuchert hat. Heute erinnert dort nur noch eine von der Bundeswehr aufgestellte Schautafel an dieses Objekt. Als Mahnmal für die vielen tausend Toten steht dort jetzt eine Glocke auf einem Gestell.
Nachtrag: Im vorigen Jahr wurde der Klöppel der Glocke von Unbekannten entwendet und die ausgestellten Bilder zum Nordlager aus dem Schaukasten entfernt. Schade, da wird es wohl bald keine Informationsmöglichkeiten vor Ort mehr geben.
Quellen:
© Peter Schmidt
Zusammenfassung
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald Nummer: 299
Ort: Ohrdruf (Nord und Südlager)
Bezeichnung: „Olga“ [1]; „S III“ („S“ = Sondervorhaben, die unter SS-WVHA/Amtsgruppe C und D durchgeführt wurden)
Gebiet: Thüringen
Eröffnung: 06.11.1944, / Januar 1945 [1]
Schließung: „Evakuierung“ Anfang April 1945 nach Dachau, Buchenwald, Ghetto Terezin (Theresienstadt) und in Richtung Plauen, / Anfang April Todesmarsch von etwa 9.900 Häftlingen nach Buchenwald, im Februar und März: 2.884 Kranke nach Bergen-Belsen [13]
Deportationen:
Häftlinge: Etwa 20.000 [1], am 26.03.1945: 13.736 [13]
Geschlecht: Männer
Einsatz der Häftlinge bei: SS-WVHA/Amtsgruppe C (Bauwesen)
Art der Arbeit: Bau eines Führerhauptquartiers, Bau von Startbahnen für Raketen, / Bauarbeiten im Jonastal, Schachtarbeiten um Crawinkel, Bau einer Eisenbahnstrecke Ohrdruf-Truppenübungsplatz und einer Wasserleitung zum Jonastal [1]
Bemerkungen: Zur Unterbringung der Häftlinge wurde u.a. das ehemalige Kriegsgefangenenlager aus dem ersten und zweiten Weltkrieg genutzt, das sich auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Ohrdruf befand. [1] Die Lager Crawinkel und Espenfeld waren dem/den Kommandos in Ohrdruf unterstellt. Bis Mitte Dezember 1944 hatte die SS über 12.000 Häftlinge aus den KZ Buchenwald, Sachsenhausen, Stutthof, Plaszow, Dachau und Auschwitz nach Ohrdruf verschleppt. Das gesondert verwaltete Lager wurde Mitte Januar 1945 dem KZ Buchenwald überstellt, von wo mehrere tausend Häftlinge als Ergänzung und Ersatz geschickt wurden, um die überaus hohe Todesrate zu kompensieren.
[13] Quelle: ITS 1979;
[1] Schröter/Trombke 1992;
[13] Gedenkstätte Buchenwald 1999
Jonastalverein GTGJ e.V.
Buchneuerscheinung
„Viele reden über das Jonastal, wir dokumentieren lieber“
Was steckt hinter dieser Überschrift?
Schon wieder ein neues Buch mit Geschichten über das Jonastal?
Nein, es handelt sich bei dieser Buchvorstellung um eine dreiteilige Dokumentation der noch sichtbaren Relikte innerhalb der Baustelle im Jonastal.
Zunächst erst einmal sei gesagt, wir, und damit meine ich die beiden Autoren, wollen in keinster Weise eine Wertung der bereits bekannten vorangegangenen Zusammenstellungen, Hausarbeiten und Bücher zum Thema -Jonastal- vornehmen.
Es geht uns lediglich um die sachliche und neutrale Dokumentation der noch vorhandenen Relikte für eine rein wissenschaftliche Aufarbeitung der Baustelle – SIII im Jonastal.
Wer sich über die allgemeinen Medienkanäle mit dem Thema Jonastal beschäftigt, wird sicherlich nach kürzester Zeit den Eindruck bekommen, jeder weiß etwas, aber keiner gibt sein Wissen komplett preis. Das ist übliche Praxis in allen Foren. So verbreiten und halten sich rasch über Jahre viele Fehlinterpretationen, gar Lügen zum Tal. Dort werden Dinge vermutet und hinein projiziert, die bei nüchterner Betrachtung der örtlichen Gegebenheiten nicht nachvollziehbar sind.
Dokumente, Skizzen, Überlieferungen in Form von Zeitzeugenaussagen und Aussagen Dritter sowie auch wilde Gerüchte liegen vor. Der eineoder andere war vielleicht noch nicht einmal vor Ort, kennt nur die mangelhaften Skizzen von Kott oder seine Bilder.
Wie wirkt das auf uns?
Mit den beiden Autoren haben sich zwei unterschiedliche Charaktere zusammengetan:
Der „Pampalatscher“ und der „Analytiker“.
Nun, zum „Pampalatscher“. Fast komplett ohne Einfluss von Foren und dem recht umfangreichem Wissen der GTGJ hat er aus Lust und Leidenschaft für das Gelände begonnen, alle künstlich veränderten Bereiche/Stellen zu erfassen und zu dokumentieren, die er auf seinen Wanderungen vorgefunden hat. Darunter waren Lagerflächen, Barackengrundflächen, Gruben, Wassereinrichtungen, Ringstände, Stellungen und diverse Fundsachen.
Etwas später kam der „Analytiker“ mit seinen Kenntnissen zu den geschichtlichen Hintergründen sowie den bekannten baulichen Einrichtungen hinzu. Beide haben nun gemeinsam in mühevoller Kleinarbeit und einem immensen zeitlichen Aufwand, die lose begonnene Arbeit der Erfassung aller noch heute auffindbaren Relikte, fortgeführt. Erfahrungen und Wissen wurde ausgetauscht, Tabellen, Ordner und GPS – Übersichten wurden generiert. Stets durch neue Funde aktualisiert und erweitert. Natürlich haben auch Bekannte und Freunde ihren nützlichen Beitrag geleistet.
Die Sammlung ist in den Jahren 2015 – 2018 derart angewachsen, dass sich die Autoren dafür entschieden haben, diese der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit wurden Luftbildschnipsel, alle wissen, dass sie von „Augustiner“ in den Foren als Diskussionsgrundlage bereitgestellt wurden, verwendet. Bei der Luftbildauswertung haben er und „Manganer“ sehr wertvolle Arbeit geleistet. Diese Luftbilder waren anfangs ein gutes Pendant zur „unorganisierten“ Suche vor Ort. Man konnte die Suchtouren besser planen. Hinzu kam später die Möglichkeit, über die vom Thüringer Geoportal bereitstellten Daten der digitalen Geländemodelle(DGM), optimal zu planen und gezielt Punkte anzulaufen, die auf Luftbildern und auch im Gelände nicht mehr so einfach zu erkennen sind.
Bei der Erstellung der ersten DGM – Kacheln standen „Vriler“ und „Manganer“ hilfreich zur Seite. All diese Hilfsmittel haben dazu beigetragen, diese doch recht umfangreiche Sammlung zu erstellen. Sie kann aber dennoch nur eine Momentaufnahme der Jahre 2015 – 2018 sein.
weitere Informationen hier: LINK
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